Die Liste Pilz hat dem Parlament zugesichert, bis Freitag, 1. Juni, eine Lösung für den Klubvorsitz zu finden. Peter Kolba hatte ja angekündigt, sich per Ende Mai - das ist der morgige Feiertag - aus dieser Funktion zurückzuziehen.

Mittwoch Abend kam die Information, dass die Liste Pilz schon am Feiertag ihre Lösung der Presse bekanntgeben will. Stellvertreter sind derzeit Wolfgang Zinggl, Daniela Holzinger und Stephanie Cox.

Die Liste Pilz ist nach wie vor mit sich selbst beschäftigt. Auch am Mittwochnachmittag gab es noch keine Lösung, wer für den rückkehrwilligen Parteigründer Peter Pilz seinen Platz räumt. Die für Pilz nachgerückte Martha Bißmann bleibt dabei, dass sie nicht bereit ist, zu verzichten.

Seit Tagen gehen die Emotionen hoch, die Fronten in der Partei sind weiter verhärtet. Kolba ließ am Mittwoch via Facebook wissen, dass ihm "jede Zusammenarbeit mit Martha Bissmann nicht mehr möglich" sei.

Was er damit konkret meint, war von Kolba nicht zu erfahren, er war für die APA nicht erreichbar. Bißmann selbst erklärte gegenüber der APA, sie sei weder aus der Partei noch aus dem Klub ausgeschlossen worden. Es handle sich wohl um eine "Stimmungsbekundung" Kolbas.

"Wir arbeiten an einer Lösung", versicherte Bißmann zu den offenen Fragen. Sie sei nicht bereit, auf ihr Mandat zu verzichten, bekräftigte die Abgeordnete. Dies demonstriere auch Klarheit und Orientierung.

Martha Bißmann setzt sich indes zur Wehr dagegen, dass ausgerechnet sie im Parlament Platz machen soll für den Listengründer Peter Pilz. Bißmann ist 38 Jahre alt und hat acht Geschwister. Sie ist in Graz aufgewachsen und hat an der FH Burgenland Energie und Umweltmanagement studiert. Von München aus hat sie zwischen 2007 und 2017 zahlreiche EU-geförderte Groß0rojekte und Kampagnen im Bereich Klimaschutz und Erneuerbare Energie koordiniert. Seit 2016 arbeitet sie an ihrem Doktorat auf dem Gebiet der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen, 2017, mit der Nationalratswahl, erfolgte mit der Liste Pilz endgültig ihr Quereinstieg in die Politik. Politische Erfahrungen hat sie schon vorher gemacht: 2003 bis 2005 als Vorstandsmitglied der Grünen Akademie, Anfang 2016 als Wahlkampfmanagerin von Präsidentschaftskandidatin Imgard Griss. Mit Martha Bißmann sprach Claudia Gigler:

Frau Bißmann: Wie geht es Ihnen, nachdem Ihr Klubobmann sie als geld- und karrieregeile Person geoutet hat?

MARTHA BISSMANN: Nicht gut. Es schaut so aus, als wäre das Papier mit all den Forderungen von mir, aber das ist es nicht! Wir haben das Papier zusammen geschrieben. Die erste Version stammte von Peter Pilz, dann haben wir gemeinsam weiter überlegt, was uns als Klub, als Partei am ehesten nützt. Wir sind ja noch eine junge Partei. Wir wissen, dass wir eine Umstrukturierung, eine Verjüngung brauchen.

Es soll also eher ein älterer Kollege für Peter Pilz auf das Mandat verzichten?

BISSMANN: Es ging vor allem darum, jüngere Menschen in den Vorstand zu holen, an die Parteispitze. Von Peter Pilz selbst stammt der Vorschlag, dass ich mit ihm gemeinsam an der Spitze die Partei umgestalten, geschäftsführende Parteiobfrau werden soll.

Dafür sollten Sie aber auf das Mandat verzichten. Warum haben Sie sich dann anders entschieden?

BISSMANN: Ich bin über das Wochenende ans Meer gefahren. Habe sehr lange nachgedacht, mit mir gerungen, habe dann ganz persönlich eine Entscheidung getroffen. Es haben sich so viele von mir inspiriert gefühlt, Vertrauen zu mir gefasst, aus der Nachhaltigkeitsbranche, in der ich nach meinen vielen Jahren der Berufstätigkeit auf diesem Gebiet sehr gut vernetzt bin. Schon parallel zum Verhandlungsprozess war ich noch einmal in mich gegangen, bin zunehmend unsicherer geworden, ob das aus meiner Sicht die richtige Entscheidung ist. Deshalb habe ich mir ja dann auch die Auszeit am Meer gegönnt. Ich habe für mich einfach gespürt, dass ich bleiben will. Aber ich will mich auch in die Gestaltung, in den Aufbau der Partei einbringen, gemeinsam mit Peter Pilz. Von ihm kam ja dieser Vorschlag, und mit ihm bin ich ja auch gut befreundet. Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht.

Martha Bißmann: "Ich hätte mir gewünscht, dass ein Mann verzichtet."
Martha Bißmann: "Ich hätte mir gewünscht, dass ein Mann verzichtet." © Liste Pilz

Wer soll statt Ihrer gehen?

BISSMANN: Ich weiß es nicht, ich bin mir der Tragweise meiner Entscheidung natürlich bewusst. Ich war ja die einzige, die überhaupt mit sich reden hat lassen, die anderen wollten gar nicht verzichten. Ich habe zunehmend das Gefühl bekommen: Mit mir können sie es machen, weil ich bin eine Frau, das ist irgendwie typisch. Aber auch wenn das dem gemeinsamen Ganzen jetzt vielleicht gut tun würde: Es weicht ab von dem, was ich, ganz persönlich und von ganzem Herzen, will.

Noch einmal: Wer sonst?

BISSMANN: Es steht mir nicht zu, auf jemanden anderen zu zeigen, aber ich hätte mir gewünscht, dass ein Mann bereit wäre, dass es weiterhin gleich viele Frauen wie Männer sind im Klub.

Haben Sie Verständnis dafür, dass Klubchef Peter Kolba, dem praktisch die Lösung des Problems geplatzt ist, Sie an den Pranger gestellt hat?

BISSMANN: Ich verstehe, dass er sauer war, dass er jetzt den ganzen Druck auf sich spürt. Aber ich habe viele Anrufe bekommen, alle sind sehr empört, damit hatte keiner gerechnet...