Um ein Haar wäre die Liste Pilz ohne Klubchef da gestanden: Mit heutigem Datum legt Peter Kolba das Amt zurück, Bruno Rossmann und Wolfgang Zinggl folgen nach. Kolba hatte interimistisch das Amt von Peter Pilz übernommen. Der Klubobmann wird in geheimer Wahl vom Klub gewählt, und heute, 10.30 Uhr, will man die Presse über das Ergebnis informieren. Wir berichten live.

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Dem Vernehmen nach war Bruno Rossmann (65) zunächst der einzige, der bereit war, zu kandidieren. Nur die Steirerin Martha Bißmann brachte sich zuletzt auch noch für Führungspositionen in Stellung, nahm sich aber offensichtlich aus dem Spiel, da sie selbst und ihr Verbleib im Nationalrat mittlerweile den Klub entzweien. Die Stellvertreter, Wolfgang Zinggl, Daniela Holzinger und Stephanie Cox meldeten angeblich kein Interesse an. Rossmann soll nun Klubobmann werden, Wolfgang Zinggl geschäftsführender Klubobmann - ein Männerduo also.

Die Frage, wer für den zurückdrängenden Peter Pilz auf das Mandat verzichtet, ist nach wie vor offen. Martha Bißmann, jedenfalls nicht, das stellte sie inzwischen unmissverständlich klar. „Wir arbeiten an einer Lösung“, sagte sie.

"Wenn keiner geht, kann Pilz nicht kommen"

Kolba hatte dazu vor 14 Tagen erklärt: „Wenn niemand gehen will, wird Pilz auch nicht zurückkehren können.“ Auch Pilz selbst war sich schon im Jänner dessen bewusst, dass eine politische Rückkehr - falls diese laut Verfassung überhaupt möglich ist - vom freiwilligen Verzicht einer oder eines Abgeordneten abhängig ist: "Das sind freie Mandatare. Ein Verzicht muss freiwillig geschehen", hatte er gegenüber dem "Kurier" erklärt.

Rossmanns langjährige politische Erfahrung im Rennen um den Klubobmann ist seine Stärke, und gleichzeitig ist das auch sein "Schwachpunkt": Rossmann ist 65 Jahre alt und wäre damit schon pensionsreif, er ist das älteste Mitglied des Parlamentsklubs der Liste Pilz.

Gleichzeitig ist er aber neben Kolba der einzige Parlamentarier, der auch Mitglied der Partei ist, die offenbar insgesamt immer noch über nur vier Mitglieder verfügt: Rossmann, der auch als Rechnungsprüfer amtiert, Kolba, Pilz, der auch Obmann ist, und die Nationalratskandidatin Maria Stern.

Rossmann wäre damit auch als Person die Verbindung zur Partei, der Pilz zu Beginn demonstrativ wenig Beachtung beimaß, weil man ja anderes sein wollte als herkömmliche Parteien, die man nun aber dennoch aufbauen möchte, da es auf lange Sicht einer breiteren Basis bedarf und  es dafür auch Förderungen gibt.

Aufbau der Partei verschleppt

Einer der schon längere Zeit schwelenden Konflikt innerhalb der Liste Pilz rankt sich um den zu schleppenden Aufbau von Partei und Parrteiakademie, der Kolba angelastet wurde, der daraufhin den Parteivorsitz, den er interimistisch ebenfalls inne hatte, zurücklegte. Die "Presse" berichtete schon im April von einem Posting in einer internen Facebook-Gruppe, in dem Kolba erklärt: „Ich bin soeben auch aus der Partei ausgetreten, um klarzustellen, dass ich für deren Aufbau sicher nicht mitverantwortlich bin.“

Gerade um diesen Aufbau sollte sich jüngsten Überlegungen zu folge Martha Bißmann verdient machen, als Parteivorsitzende außerhalb des Klubs, nachdem sie den Weg für Peter Pilz freizumachen gehabt hätte. Eine Lösung, die nun daran scheitert, dass Bißmann es sich anders überlegt hat.

Bißmann, Daniela Holzinger und Stephanie Cox lehren als aufmüpfiges Damen-Trio zunehmend die Herren das Fürchten. Daniel Holzinger wurde von ihren Kolleginnen und Kollegen durchaus auch die Klubführung zugetraut. Bißmann und Cox hatten sich schon vor den jüngsten Querelen um die Wiederkehr von Peter Pilz an Peter Kolba gerieben, dem sie vorwarfen, nicht ausreichend mit den übrigen Klubmitglieder zu kommunizieren und die strategische Planung zu vernachlässigen.