Die Kuverts werden mittels Sicherheitstransporten an die Schulen geliefert und dort an eine dem Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) bekannte, berechtigte Person übergeben. Die Lieferwagen sind mit GPS-Sendern und teilweise mit Farbpatronen bestückt.

Am Sigmund Freud-Gymnasium in Wien-Leopoldstadt nahm Schulleiter Walter Jahn elf Kuverts entgegen. Der Empfänger muss sich gegenüber dem Überbringer der Pakete ausweisen. Danach erfolgt der Abgleich der Paketnummern und die Überprüfung des Inhalts, also der Kuverts, in denen sich wiederum die Aufgabenhefte befinden. Die versiegelten Kuverts werden an der Wiener Schule bis zum Beginn der jeweiligen von 5. bis 13. Mai stattfindenden Prüfungen im Schultresor verwahrt.

Erst zu Prüfungsbeginn darf das Siegel gebrochen und die Hefte entnommen werden. Stellt sich dann heraus, dass etwas fehlt, gibt es die Möglichkeit, etwaige Fehlseiten vom Bifie herunterzuladen und beizufügen. So sollen längere Verschiebungen der Beginnzeiten vermieden werden - die Bearbeitungszeit bleibt in jedem Fall gleich.

Die FPÖ fordert unterdessen einen einheitlichen zeitlichen Beginn der am Dienstag mit dem Fach Deutsch startenden schriftlichen Reifeprüfungen. Die Beginnzeiten der Zentralmatura sind vom Bildungsministerium nicht verbindlich vorgegeben worden. Es gibt zwar zum Teil "Empfehlungen" der einzelnen Landesschulräte - meist 09.00 Uhr -, an diese müssen sich die Schulen aber nicht halten.

"Der Sinn einer Zentralmatura liegt gerade beim zeitgleichen Beginn an allen Standorten, damit überall die Maturathemen gleichzeitig bekannt gegeben werden, und dann das!", so FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz. Er fürchtet Schummelmöglichkeiten durch das Abfotografieren von Angaben per Smartphone - dieses wird den Schülern zwar am Beginn der Prüfung abgenommen. Aber: "Es gibt Schüler, die haben zwei Handys und ich weiß nicht, ob dort Personenkontrollen gemacht werden oder abgetastet wird", so Rosenkranz im Ö1-"Mittagsjournal". Im Bildungsministerium verteidigt man die unterschiedlichen Beginnzeiten und verweist auf "lokale und regionale Besonderheiten" etwa durch Fahrpläne.

An dem Wiener Gymnasium treten heuer 47 Schüler zur Matura an. Die Abläufe rund um die Zentralmatura sind Jahn und Schulleiter-Stellvertreter Bernhard Wadsack bereits vertraut: Als eine von vier Wiener Schulen wurde dort die neue Matura in Englisch im Rahmen eines Schulversuchs schon 2007 durchgeführt. Eine Englisch-Matura anders abzuhalten, könne "sich überhaupt niemand mehr anders vorstellen. Deutsch haben wir auch schon letztes Jahr in der neuen Art durchgeführt", so Jahn zur APA. Man sei bisher immer "sehr zufrieden" mit dem Ablauf gewesen.

Nervös wegen der kompetenzorientierten Anforderungen, die die neue Matura stellt, sei man auch nicht. Die Lehrer hätten sich seit langem mit den neuen Lehrplänen und der neuen Art zu prüfen vertraut gemacht. "Das hat zur Folge, dass die Schülerinnen und Schüler dem Ganzen eigentlich sehr gelassen entgegensehen", erklärte der Schulleiter. Auch Schulen mit weniger Erfahrung rät Jahn, "sich gelassen den Neuerungen zu stellen".

Den nun stattfindenden Auslieferungen ging ein aufwendiger Prozess voraus, der damit begann, dass bereits im Jänner Schulen ihren Bedarf, also die voraussichtliche Anzahl an Schülern, die in den verschiedenen Fächern zur schriftlichen Matura antreten, an das Bifie meldeten. Auf Basis dieser Zahlen begann im Februar der Druck der insgesamt rund 3,1 Millionen Seiten und die acht Kontrollschritte der Unterlagen hinsichtlich Druckqualität, Vollständigkeit und richtiger Zuordnung.