"Alles liegt in Rom", verlautet es aus der Bischofskonferenz. Am drängendsten ist die Entscheidung wohl in Graz-Seckau, wo weiterhin nach einem Nachfolger von Egon Kapellari gesucht wird. Dieser hatte bereits 2011 das Pensionsalter von 75 Jahren erreicht, Papst Franziskus verlängerte aber die Amtszeit um zwei Jahre. Im Jänner dieses Jahres wurde der Rücktritt schließlich angenommen, für die Übergangszeit wurde mit Heinrich Schnuderl ein Diözesanadministrator eingesetzt. In Graz wird es mit der Nachbesetzung Kapellaris allerdings noch nicht genug sein. Auch Lackners ehemalige Funktion als dortiger Weihbischof muss noch nachbesetzt werden.
Dass sich die Nachbesetzung in Graz mühsam gestaltet, hat mehrere Gründe: Zum Einen fielen bereits mehrere Favoriten weg. Kapellaris Weihbischof Franz Lackner, der als dessen logischer Nachfolger und Wunschkandidat innerhalb der Bischofskonferenz galt, wurde überraschend Erzbischof von Salzburg. Der sozial engagierte Grazer "Künstlerpfarrer" Hermann Glettler, der ebenfalls hoch im Kurs gestanden war, soll von selbst abgewinkt haben. Andere Gerüchte besagen, dessen progressiv-avantgardistisches Wirken im bildnerischen Bereich sei manchen zu gewagt gewesen.
Dass ein leerer Bischofssitz ungeahnte Komplikationen - gerade zu hohen christlichen Feiertagen - verursachen kann, beweist eine Episode vom Gründonnerstag. Der dortige Diözesanadministrator Schnuderl hatte sich laut "Presse" (Freitag-Ausgabe) geweigert, den Gottesdiensten am Karfreitag und in der Osternacht vorzustehen - aus Demut vor dem Bischofsamt, wie es heißt. Als Favorit für die Kapellari-Nachfolge gilt Schnuderl aber ohnehin nicht, er ist bereits 71 Jahre alt. Möglich wäre in seinem Fall lediglich eine interimistische Besetzung.
Bereits 2013 hat Militärbischof Christian Werner sein Rücktrittsgesuch eingereicht. Zwar war er zu diesem Zeitpunkt erst 69 Jahre alt, das Ansuchen erfolgte aber aufgrund gesundheitlicher Gründe. Schien es zuerst, dass die Stelle des Militärbischofs gar nicht nachbesetzt werden könnte und ein bereits amtierender Diözesan- oder Weihbischof Bischof Werners Agenden weiterführen könnte, drängt man in der Bischofskonferenz auf den Erhalt dieses Postens. Dort betonte man gegenüber der APA, dass die Einsparung dieser Funktion unüblich und einmalig wäre.
Warum sich der Vatikan mit den Entscheidungen in Österreich so lange Zeit lässt, hat Kardinal Christoph Schönborn bereits mit dem Pontifikatswechsel, welcher üblicherweise einen starken Rückstau bei derartigen Entscheidungen verursache, begründet. Nach der Vollversammlung der Bischofskonferenz Anfang März hatte er die Suche in Graz bereits in der "Zielgerade" gesehen. Über Ostern ist wohl keine Entscheidung in Rom zu erwarten, ausschlaggebend ist auch, wann die dortige Bischofskongregation wieder tagt.
Auch mit zwei weiteren österreichischen Diözesen wird sich der Vatikan in naher Zukunft beschäftigen müssen: Der Linzer Bischof Schwarz erreicht im Juni das Pensionsalter von 75 Jahren, Küng aus St. Pölten im September. In einer der beiden Diözesen könnte der Rektor der Päpstlichen Hochschule in Heiligenkreuz, Karl Wallner, das Rennen machen. Er war bereits für Graz und Salzburg im Gespräch, offenbar aber aufgrund seiner konservativen Linie zu umstritten. Eine solche Politik weiterführen könnte er am ehesten in St. Pölten, da Küng ohnehin als erzkonservativer Pol innerhalb der Bischöfe gilt.
Auch der Mariazeller Superior Karl Schauer taucht immer wieder in Spekulationen um Bischofsnachbesetzungen auf, ebenso der Vorauer Propst Gerhard Rechberger.