Der Druck war schon zuvor enorm – und im Laufe des Mittwochs wurde er noch stärker. Ein Rücktritt Harald Mahrers, als Präsident von Wirtschaftskammer und Wirtschaftsbund einer der einflussreichsten Akteure in der ÖVP wie der Republik insgesamt, wird damit nahezu unausweichlich. Zumal die Rufe nach persönlichen Konsequenzen für den 52-Jährigen in erster Linie aus den eigenen Reihen kommen. Und die meisten der geringer werdenden Unterstützer sich wegducken.
5 zu 4 – so war nach Informationen der Kleinen Zeitung am späten Mittwochabend der Stand zwischen den Landesorganisationen. Noch zugunsten Mahrers. Noch.
Klare Worte in der ZiB2
Abteilung Attacke: Tirol, Oberösterreich und Niederösterreich
Am eindeutigsten positionierten sich die Vertreter von Niederösterreich, Oberösterreich und Tirol gegen den eigenen Präsidenten. „Meine Meinung ist, dass wir einen Neustart brauchen, dass Mahrer trotz vieler Verdienste in der Vergangenheit jetzt den Weg frei machen sollte“, so die oberösterreichische Wirtschaftskammerpräsidentin Doris Hummer. Ganz ähnlich ihre Tiroler Kollegin Barbara Thaler, die einen „klaren Schritt“ verlangt. Die Ereignisse der vergangenen Woche hätten „massiv Vertrauen zerstört“, der Versuch, das in den letzten Tagen zu reparieren, sei nicht gelungen. „Jetzt braucht es einen klaren Schritt“, forderte Thaler.
Dies machte auch Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner deutlich: „Wenn Sie mich fragen, was unsere Landsleute in Niederösterreich dazu sagen, dann kann ich nur sagen: Das ist ein Frontalschaden“, schilderte Niederösterreichs Landeshauptfrau. Bezüglich Mahrers Zukunft als WKO-Präsident gab sie sich zuversichtlich, „dass in Wien die richtigen Schlüsse im Sinne der Wirtschaft gezogen werden“. Und Wolfgang Ecker, der Präsident der NÖ-Kammer und Chef des regionalen Wirtschaftsbunds legt noch nach: „Sie dürfen davon ausgehen, dass jedes Wort der niederösterreichischen Landeshauptfrau mit mir abgestimmt ist.“ Er erwartet sich „eine Schadensbegrenzung für unsere gesamte Organisation. Wir gehen davon aus, dass die Bundesebene weiß, was zu tun ist. Alle weiteren Fragen richten Sie bitte direkt an Harald Mahrer.“
Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) meldete sich so zu Wort: „Das Vertrauen vieler Unternehmerinnen und Unternehmer ist erschüttert. Die Wirtschaftskammer ist nun gefordert, dieses Vertrauen rasch zurückzugewinnen. Mit wem an der Spitze, haben die Gremien in der Wirtschaftskammer oder Harald Mahrer selbst zu entscheiden.“ Ganz ähnlich der Salzburger WK-Präsident und WB-Landesobmann Peter Buchmüller: „Harald Mahrer ist gescheit genug, um selber zu wissen, wann es Zeit ist, zu gehen.“ Das habe er auch bei der kürzlich stattgefundenen Besprechung mit den Präsidentinnen und Präsidenten der Wirtschaftskammer Österreich gesagt. Der Schaden für die Wirtschaftskammer und die ÖVP sei angerichtet. „Die Diskussion tut uns allen nicht gut. Die Stimmung sehr vieler Salzburger Mitgliedsbetriebe ist die, dass Mahrer nicht mehr tragbar ist.“
Wie könnte es weitergehen?
Unterstützung erhielt Mahrer lediglich von Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer und Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger. Beide sind eng mit dem WK-Präsidenten verbunden. Von den Landesorganisationen stellten sich Steiermark, Kärnten, Wien und Burgenland, aber nur noch halbherzig. Zuvor hatte schon die Bundespartei in einem offiziellen Statement Mahrer kaum Unterstützung gewährt.
Wie könnte es nun weitergehen? Bis zuletzt kristallisierte sich keine klare Alternative zu Mahrer heraus. Als eine Option wird kolportiert, dass Vorarlbergs WK-Präsident Karlheinz Kopf interimistisch einspringt und den notwendigen Reformprozess der Kammer auf den Weg bringt. Der 68-Jährige war lange Generalsekretär der WKO und ist zudem ein erfahrener Politiker, unter anderem als ÖVP-Klubobmann und Zweiter Nationalratspräsident. Die Frage ist nur, ob sich Kopf dazu überreden lässt.