Nachdem in der Vorwoche der Sprecher der US-Republikaner im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, durch einen parteiinternen Putsch abgesetzt wurde, steht heute die Wahl seines Nachfolgers an.

McCarthy wurde selbst erst nach über einem dutzend Wahlgängen ins Amt gewählt worden. Vorausgegangen waren heftige Verhandlungen mit dem rechten Parteiflügel, dem McCarthy zahlreiche Zugeständnisse gewähren musste.

Acht Abweichler als Zünglein an der Waage

Doch war es ebendieser Flügel, der ihn schließlich absägte. Acht republikanische Abweichler reichten aus, um zusammen mit den verhassten Demokraten den eigenen "House"-Vorsitzenden zu entmachten. Dementsprechend fraglich ist bislang, wer in der zerstrittenen "Grand Old Party" das Rennen machen wird.

Hardliner als Favorit

Der eigentliche Favorit von Putsch-Rädelsführer Matt Gaetz ist McCarthys Stellvertreter Steve Scalise. Zu aller Bedauern ist der 57-Jährige schwer krank. Dennoch gab Scalise trotz seines Blutkrebsleidens seine Kandidatur offiziell bekannt. Da er einen Teil der bevorstehenden Chemotherapie in Washington erhalten wird, steht er dem Repräsentantenhaus zur Verfügung.

Scalise gilt als Hardliner. Er stellt sich gegen strengere Waffengesetze, Rechte für die LGBT-Gemeinde, befürwortete Donald Trumps Initiative, Muslime aus verschiedenen Ländern nicht in die USA reisen zu lassen, und lehnt auch eine öffentliche Krankenversicherung ab. Nach der Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten zählte er zu den Befürwortern der Anfechtung des Wahlergebnisses.

Alternativen von moderat bis radikal

Alternativ bietet sich der McCarthy-Vertraute Patrick McHenry an, der seit einer Woche das Vorsitzendenamt ausführt. Eine Wahl durch die acht Abweichler gilt allerdings als unwahrscheinlich, zumal McHenry eine Kandidatur bislang auch nicht öffentlich gemacht hat.

Umgekehrte Vorzeichen stehen vor der Kandidatur des 59-jährigen Jim Jordan aus dem Bundesstaat Ohio. Der extreme Rechte und vom "Spiegel" als "Trump-Vasall" bezeichnete Jordan gehörte ebenfalls zu jenen, die die Wahl von Joe Biden nicht anerkannten. Der dem evangelikalen Christentum nahestehende ehemalige Ringer dürfte außerhalb der Gaetz-Gruppe jedoch auf wenig Gegenliebe stoßen. Doch sind Überraschungen in der von Populismus und Impulsen getriebenen Partei nicht auszuschließen.