Immer mehr ethnische Armenier verlassen die Kaukasus-Region Bergkarabach. Alle, die nach dem Militäreinsatz Aserbaidschans in der vergangenen Woche nach Armenien ausreisen wollten, könnten dies tun, teilte die Führung von Bergkarabach am Montag mit. Es gebe bereits Staus auf den Straßen, die von Bergkarabach, das inmitten Aserbaidschans liegt, nach Armenien führen.
Kostenloses Benzin für Ausreisewillige
Denjenigen, die ausreisen wollten, werde kostenloser Treibstoff zur Verfügung gestellt, teilten die Behörden der selbst ernannten Republik Arzach mit. In deren Hauptstadt Stepanakert waren zahlreiche Menschen zu sehen, die ihre Habseligkeiten in Busse und auf Laster luden. Männer und Frauen standen Schlange, um in Busse nach Armenien zu steigen. Viele hatten Kinder dabei.
Nach Angaben der armenischen Regierung in Eriwan haben bis 9.00 Uhr MESZ mindestens 4.850 Menschen aus Bergkarabach bereits in Armenien angekommen.
Bergkarabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, wird aber überwiegend von ethnischen Armeniern bewohnt, die die Region mit Hilfe der armenischen Regierung drei Jahrzehnte lang weitgehend kontrollierten. Am Dienstag vergangener Woche hatte Aserbaidschans Militär das Gebiet angegriffen. Einen Tag später stimmten die ethnischen Armenier in Bergkarabach notgedrungen einer Feuerpause zu.
Aserbaidschanische Versprechen, armenische Furcht
Aserbaidschan sagte zu, die Rechte der etwa 120.000 ethnischen Armenier in dem Gebiet zu respektieren. Diese befürchten jedoch, unterdrückt zu werden. Die Regierung in Armenien bereitet sich deshalb auf eine Flüchtlingswelle vor.
SPÖ fordert UNO-Mission
Die SPÖ forderte indes eine UNO-Mission zum Schutz der armenischen Bevölkerung in Berg-Karabach. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) solle sich dafür einsetzen, teilte der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses im Nationalrat, Christoph Matznetter, am Montag in einer Aussendung mit. "Die Befürchtung Armeniens und der armenischen Bevölkerung Berg-Karabachs über ethnische Säuberungen dürfen von der Staatengemeinschaft nicht ignoriert werden. Eine UN-Friedensmission, die die Einhaltung Menschenrechte in Berg-Karabach sicherstellt, ist das Gebot der Stunde. Ich fordere den Außenminister auf, sich in den UN dafür einzusetzen", so Matznetter. Weiters sei zu prüfen, ob die Bevölkerung aus dem österreichischen Auslandskatastrophenfonds unterstützt werden könne, um die humanitäre Notlage dort zu beenden.