Für den Wiener EU-Alleingang fehlt Rumäniens Regierung jegliches Verständnis. Aus Protest gegen das österreichische Veto gegen den Schengen-Beitritt des Karpatenstaats hat Bukarest am Freitag seinen Botschafter in Wien auf unbestimmte Zeit zu "Konsultationen" in die Heimat abberufen. Zuvor hatte Rumäniens Außenministerium in einer Erklärung sich über die "feindselige Haltung" des zweitgrößten Auslandsinvestors verwundert gezeigt, die "unvermeidliche Folgen" für das bilaterale Verhältnis haben werde.

Österreich habe sich "in der EU selbst isoliert", so der Vorwurf von Bukarest: Angesichts der russischen Versuche, "die europäische Einheit aufzubrechen", sei das Verhalten Österreichs für Europas Einheit ein "unerwünschtes Signal". Weniger diplomatisch drückte sich Marcel Ciocalu aus, der Chef der mitregierenden Sozialisten (PSD): Wien habe mit dem Veto Kremlchef Putin ein "unverhofftes Weihnachtsgeschenk" gemacht.

Kein verlässlicher Partner mehr?

Lange galt Wien für die Staaten Südosteuropas auch wegen der starken Investitionen österreichischer Unternehmen in der Region als einer der verlässlichsten EU-Partner. Doch nach der Wiener Schengenblockade für Rumänien kracht und knistert es kräftig im bilateralen Beziehungsgebälk.  

Während sich Bukarest gegen den "unzulässigen und unzutreffenden" Vorwurf von Bundeskanzler Karl Nehammer verwahrt, schon vor Wiens umstrittenen Schengen-Veto "Druck" auf österreichische Unternehmen ausgeübt zu haben, mehren sich in Rumäniens Webwelten aufgebrachte Aufrufe, österreichische Unternehmen zu boykottieren oder von Skiferien in Österreich abzusehen.

Für eine mediale Woge der Empörung sorgte auch der Medienauftritt von Österreichs Innenminister Gerhard Karner nach seinem Veto in Brüssel. Während der ÖVP-Politiker den österreichischen Medienvertretern Rede und Antwort stand, hätten Leibwächter die rumänischen Journalisten "ferngehalten", erregte sich Lucian Pirvoiu, der Brüssel-Korrespondent des TV-Senders TVR, per Facebook über dessen "unzivilisierte Person ohne Eleganz": "Dafür haben die Österreicher gestimmt: die ÖPV, eine fremdenfeindliche, rassistische und isolationistische Partei. Schande über Karner, Schande über Österreich."

Österreich habe mit seinem Veto "das Image von Rumänien" verstärkt, "dass wir nicht mehr wert sind, als dass man mit uns schroff umgeht, dass man uns in die Ecke drängt", klagte am Freitag das Webportal republica.ro.