Rawil Maganow, 67, fiel am 1. September aus dem Fenster der sechsten Etage eines Moskauer Krankenhaus. Der Aufsichtsratschef des Ölkonzerns Lukoil war herzkrank, die Polizei vermutet Selbstmord. Aber der Moskauer Energieexperte Michail Krutichin zitiert die englische Krimi-Heldin Miss Marple: „An einen Zufall glaube ich, aber nicht an zwei hintereinander“. Und seit Anfang des Jahres kamen sieben Topmanager der russischen Rohstoffbranche auf sonderbare Weise um.

Das Sterben begann im Januar mit Leonid Schulman, 60. Der Chef der Transportfirma „Gasprom Invest“ wurde tot in der Badewanne eines Landhauses bei Wyborg gefunden, mit Messer und Abschiedsbrief.

Dann entdeckte man in einer Garage in derselben Gegend die Leiche Alexander Tjuljakow, 61, Sicherheitschef der Gasprom-Abrechnungszentrale, ebenfalls mit Abschiedsbrief. Er war vorher verprügelt worden.

Wladislaw Awajew, 51, lag mit Frau und Tochter tot in seiner Moskauer Wohnung, der Exvizepräsident der Gasprombank soll erst seine Familie, dann sich selbst ermordet haben.

Sergei Protossenja, 43, ehemaliger stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des mit Gasprom konkurrierenden Privatkonzerns Nowatek, starb in seiner spanischen Villa, noch ein Selbstmörder, der vorher Frau und Tochter mit Messer und Axt abgeschlachtet haben soll.

Alexander Subbotin, 43, früher Verwaltungsratsmitglied von Lukoil, erlitt laut Polizei einen tödlichen Herzinfarkt – im Haus eines Wunderheilers bei Moskau.

Und am 5. Juli trieb Juri Woronow, 61, Chef der Logistikfirma Astra-Schilling, die mit Gasprom kooperierte, tot im Swimmingpool eines Landhauses bei Petersburg, Kopfschuss.

Russlands Medien ignorieren das große Sterben um Gasprom, unabhängige Experten aber verdächtigen Putins Geheimdienste. Krutichin sagt, die Toten seien in ihren Jobs über die Geldströme informiert gewesen, die in die Taschen politischer Entscheidungsträger flossen. „Solche Leute laufen Gefahr, sozusagen Opfer von Selbstmord zu werden.“ Dass auch Frauen und Kinder umkamen, soll wohl abschrecken. Der Exgeheimdienstler Gennadi Gudkow glaubt, die Staatsorgane wollten so eine Massenflucht gut informierter Insider verhindern.