Die Taliban-Behörden haben einem Bericht der "Washington Post" zufolge mehr als 200 afghanischen Doppel-Staatsbürgern die Ausreise aus Afghanistan gestattet. Die Zeitung berichtete unter Berufung auf Diplomaten in Kabul, dass darunter Staatsbürger Deutschlands, der USA, Kanadas, Großbritanniens, Italiens, der Niederlande und der Ukraine seien. Der Rettungsflug wäre der erste seit dem endgültigen Abzug der internationalen Truppen und dem Ende der Evakuierungen Ende August.

Auf der genehmigten Passagierliste eines Fluges der katarischen Fluglinie Qatar Airways, der noch am Donnerstag Kabul verlassen sollte, stünden die Namen von insgesamt 211 Menschen. Es sei aber unklar, wie viele davon rechtzeitig einen Konvoi zum Flughafen erreicht hätten.

Die militärische Evakuierungsmission in Kabul war Ende vergangenen Monats mit dem Abzug der letzten US-Soldaten aus Afghanistan beendet worden. Seitdem bemühen sich westliche Länder, ihren Staatsangehörigen und ihren früheren afghanischen Ortskräften die Ausreise zu ermöglichen. US-Außenminister Antony Blinken hatte die Taliban am Mittwoch bei einem Besuch auf der US-Luftwaffenbasis Ramstein in Deutschland aufgefordert, ihre Zusage einzuhalten, Afghanen mit entsprechenden Reisedokumenten ausreisen zu lassen. Er hatte auf Charterflugzeuge im nordafghanischen Masar-i-Scharif verwiesen, mit denen Afghanen ausgeflogen werden sollten, die von den Taliban aber aufgehalten würden.

Rendi-Wagner fordert internationale Gemeinschaft zur Hilfe auf

Bei einem Treffen mit dem ehemaligen UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon in Wien forderte SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner die internationale Gemeinschaft auf, den Menschen in Afghanistan zu helfen. Aus diesem Grund müsse Hilfsorganisationen ein ungehinderter Zugang ermöglicht werden. Zudem sollten Gespräche mit den Nachbarstaaten über die Aufnahme von Flüchtlingen geführt werden, so Rendi-Wagner.

Katar und Iran berieten

Am Donnerstag gab es auch Beratungen des Außenministers von Katar mit seinem iranischen Amtskollegen über die jüngsten Entwicklungen in Afghanistan. "Katar glaubt an die Wichtigkeit abgestimmter Anstrengungen für Afghanistan, um eine umfassende Lösung zu gewährleisten", twitterte der katarische Außenminister Scheich Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani nach einem Treffen mit dem iranischen Minister Hossein Amir Abdollahian in Teheran.

Katar ist in der Afghanistan-Krise ein wichtiger Akteur. In dem Golf-Staat fanden 2020 die Verhandlungen zwischen den Taliban und der US-Regierung über den Truppenabzug statt. Später wurden in Katar zudem die Verhandlungen zwischen der Miliz und der damaligen afghanischen Regierung geführt. Katar steht den USA nahe, unterhält aber auch enge Beziehungen mit Teheran.

Der Iran, der sich mit Afghanistan eine mehr als 900 Kilometer lange Grenze teilt, hat sich zuletzt beunruhigt gezeigt angesichts der instabilen Lage im Nachbarland. Seit der Machtübernahme der Taliban hatte sich Teheran mit Kritik an den neuen Machthabern zurückgehalten, die Eroberung des Panjshir-Tals verurteilte die iranische Regierung jedoch scharf.