Was haben die Taliban vor dem Abzug der Amerikaner nicht alles versprochen: Eine „inklusive“ Regierung, die auch andere Volksgruppen einbindet, würden sie bilden; Frauen sollten daran beteiligt sein; und überhaupt behielten alle Bürger ihre Rechte.
Jetzt wissen wir es besser. In allen wichtigen staatlichen Positionen des Emirats Afghanistan sitzen nun ausschließlich Mitglieder der militant-islamistischen Taliban. Der Regierungschef steht auf einer Sanktionsliste der UNO, der Innenminister ist ein vom FBI per Kopfgeld gesuchter Terrorist. Und – Überraschung! – Frau ist leider keine dabei. Die neuen Herrscher in Kabul, so viel ist offensichtlich, haben nach ihrem Durchmarsch bei der Eroberung des Landes keine Lust, die Macht mit irgendjemandem zu teilen. Mittlerweile häufen sich Berichte über Menschenrechtsverletzungen; Frauen dürfen wieder nur mit männlicher Begleitung außer Haus; Proteste wurden zumindest vorübergehend untersagt. Vor allem die Frauen hatten in den vergangenen Tagen enormen Mut gezeigt und immer wieder öffentlich für ihre Rechte demonstriert.
Der neue Innenminister, Siradschuddin Haqqani, ist Gründer einer islamistischen Terrorgruppe, die mit Al Kaida in Verbindung steht. „Beunruhigt“ zeigt sich das US-Außenministerium. Zum 20. Jahrestag von 9/11 sitzt der Terror in Kabul in der Regierung. Für den Westen ein verheerendes Sinnbild des Scheiterns.