Nazanin Zaghari-Ratcliffe seien die Fußfesseln entfernt worden, doch sie erwarte ein weiterer Prozess nächste Woche wegen Propaganda gegen das iranische Regime, sagte ihr Anwalt Hodschat Kermani der Nachrichtenagentur ISNA am Sonntag.

Großbritannien forderte, die 42-Jährige ausreisen zu lassen. Die Behandlung durch die iranischen Behörden "bleibt völlig inakzeptabel", twitterte Premierminister Boris Johnson. Ehemann Richard Ratcliffe sagte der Nachrichtenagentur PA, es sei ein "gemischter Tag". Seine Frau sei sehr glücklich. Aber: "Es fühlt sich an, dass eine Störung die andere abgelöst hat, wir bleiben inmitten eines Schachspiels zwischen den Regierungen." Die britische Abgeordnete Tulip Siddiq, in deren Wahlkreis der Wohnort von Zaghari-Ratcliffe liegt, sagte, die 42-Jährige werde als erstes ihre Eltern im Südiran besuchen.

Diplomatische Krise

Die Inhaftierung Zaghari-Ratcliffes, die auch die iranische Staatsbürgerschaft besitzt, hatte in den vergangenen Jahren zu einer diplomatischen Krise zwischen dem Iran und Großbritannien geführt. Zaghari-Ratcliffe war 2016 nach einem Besuch bei ihren Eltern verhaftet worden.

Der 42-Jährigen wurde unter anderem Spionage vorgeworfen. Die Projektmanagerin der Thomson Reuters Stiftung soll mit einem ausländischen Netzwerk versucht haben, das Regime im Iran zu stürzen. Obwohl die Britin alle Anklagepunkte gegen sich vehement zurückwies, wurde sie von einem Revolutionsgericht zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt.

Nazanin Zaghari-Ratcliffe mit ihrer Tochter auf einem Archivbild von 2018, wo sie für drei Tage ihre Haft unterbrechen durfte
Nazanin Zaghari-Ratcliffe mit ihrer Tochter auf einem Archivbild von 2018, wo sie für drei Tage ihre Haft unterbrechen durfte © AFP