Der künftige US-Präsident Joe Biden will mit Pete Buttigieg (sprich: Buddidschidsch) einen früheren demokratischen Konkurrenten aus dem Präsidentschaftsrennen in sein Kabinett holen. Der 38-Jährige soll Verkehrsminister werden, wie Bidens Team am Dienstagabend (Ortszeit) mitteilte. Demnach wäre Buttigieg - sofern für das Amt bestätigt - der erste offen homosexuelle Bundesminister in der Geschichte des Landes. Im Juni 2015 machte Buttigieg seine Homosexualität öffentlich. Ende Dezember 2017 gab er seine Verlobung mit Chasten Glezman bekannt, den er 2018 heiratete.

Buttigieg mit seinem Ehemann Chasten Glezman
Buttigieg mit seinem Ehemann Chasten Glezman © APA/AFP/KAMIL KRZACZYNSKI

Buttigieg hatte als Vertreter der politischen Mitte bei den Vorwahlen der Demokraten im Präsidentschaftsrennen für Furore gesorgt. Der Demokrat, der Monate zuvor auf nationaler Ebene noch weitgehend unbekannt gewesen war, arbeitete sich zeitweise in Umfragen an die Spitze des parteiinternen Bewerberfeldes und gewann im Laufe seines Wahlkampfes enorm an Profil und Bekanntheit. Nach seinem Rückzug aus dem Rennen unterstützte er Bidens Kandidatur.

Buttigieg ist der Sohn von Immigranten aus Malta, beide Professoren an der katholischen University of Notre Dame in South Bend. Im Jahr 2000 schloss er als Jahrgangsbester an der katholischen Privatschule St. Joseph High School in South Bend ab. Für einen Aufsatz über den damaligen Kongressabgeordneten Bernie Sanders aus Vermont wurde er von der John F. Kennedy Library im Rahmen eines Aufsatzwettbewerbs ausgezeichnet.

Buttigieg studierte am Harvard College, 2004 machte er einen Bachelor of Arts in Geschichte und Literatur. In seiner Abschlussarbeit beschäftigte er sich mit dem Einfluss des Puritanismus auf die Außenpolitik der Vereinigten Staaten, wie er sich in Graham Greenes Roman "Der stille Amerikaner" widerspiegelt. Im Anschluss studierte er mit einem Rhodes-Stipendium Philosophie, Politikwissenschaft und Wirtschaft am Pembroke College in Oxford und schloss dort 2007 mit einem weiteren Bachelor of Arts ab.

Bürgermeister von South Bend

Acht Jahre lang, bis Ende 2019, war Buttigieg Bürgermeister von South Bend - einer 100.000-Einwohner-Stadt im US-Staat Indiana. Wegen seines schier unaussprechlichen Namens erklärte er damals: "Nennt mich einfach Bürgermeister Pete".

Er arbeitete als Unternehmensberater bei McKinsey, bevor er in die Politik wechselte. Buttigieg war außerdem bei der Navy. 2014 legte er für einen siebenmonatigen Einsatz in Afghanistan eine Pause bei seinem Bürgermeisterjob ein.

Die Organisation Human Rights Campaign, die größte Interessenvertretung des Landes für die LGBTQ-Community in den USA, lobte Bidens Entscheidung. Buttigieg sei "offen und ehrlich" in Bezug auf seine Identität und habe der Community eine Stimme gegeben. "Seine Stimme als Verfechter der LGBTQ-Gemeinschaft im Kabinett wird Biden helfen, unsere Nation besser, stärker und gleichberechtigter als zuvor wieder aufzubauen", sagte Alphonso David, der Präsident der Gruppe.

Geringe politische Erfahrung auf Bundesebene

Politische Erfahrung auf Bundesebene hat der Demokrat bisher nicht. Dies könnte ihm im Senat, der ihn für den Posten bestätigen muss, vorgehalten werden. Vorbehalte wegen seines Alters und seiner geringen politischen Erfahrung waren Buttigieg aber auch im Präsidentschaftsrennen schon begegnet.

Der Sender CNN und die "Washington Post" meldeten am Dienstag außerdem unter Berufung auf ungenannte Quellen, für das Energieministerium habe Biden die frühere Gouverneurin von Michigan, Jennifer Granholm, auserkoren. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht. Granholm wäre die zweite weibliche US-Energieministerin, nachdem Hazel O'Leary in den 1990er Jahren dem Kabinett von US-Präsident Bill Clinton als Energieministerin angehörte.