Firmen in Großbritannien könnten einer Studie des deutschen Ifo-Instituts zufolge besonders stark unter dem Brexit leiden. Der Grund sei, dass sie viele Zwischenprodukte aus der EU importierten, die von wenigen Zulieferern bezogen werden. "Die aktuelle Covid-19-Krise hat gezeigt, wie wichtig die Diversifizierung von Lieferketten ist, um die negativen Auswirkungen unerwarteter Lieferschocks abzuschwächen", erklärte Ifo-Außenwirtschaftsexpertin Lisandra Flach am Freitag.

Die Ergebnisse der Studie belegten die Dringlichkeit eines Handelsabkommens, das die Unsicherheit und damit auch die Kosten für die Beteiligten verringere. Ein Blick auf Deutschlands bilaterale Handelsbeziehungen zeige, dass auch die deutsche Wirtschaft vom Brexit stark betroffen wäre. Die Mehrheit der Güter mit fünf oder weniger Zulieferern, die von der Insel kommen, sind demnach Zwischenprodukte.

Chemie und Automotive

Beispiele sind spezielle Arten von Antriebsmotoren oder chemische Stoffe. Sie gehen als Vorleistungen in die Fertigung ein. Diese sind laut Ifo nicht leicht zu ersetzen. Auch für EU-Mitgliedsstaaten wie Frankreich, Italien und insbesondere Irland könnte das Thema Zwischenprodukte demnach noch zu Problemen führen.

Großbritannien ist bereits aus der EU ausgeschieden. Bis Ende des Jahres ist das Land aber in einer Übergangsphase noch Mitglied im EU-Binnenmarkt. Die Gespräche über ein künftiges Handelsabkommen befinden sich in der Schlussphase. Der EU-Gipfel erklärte sich bereit, weiter einige Wochen über ein Handelsabkommen zu verhandeln. Die Staats- und Regierungschefs beschlossen aber auch, sich verstärkt auf ein sogenanntes No-Deal-Szenario vorzubereiten.