Stefan Lofven, Schwedens Mitte-Links-Ministerpräsident, leitete am Dienstag auf Druck von Oppositionspolitikern eine Untersuchung ein. Das wegen seines Sonderwegs in der Bewältigung der Corona-Pandemie massiv in der Kritik stehende Schweden hat eine Überprüfung seines Krisenmanagements angekündigt. Die Regierung in Stockholm beauftragte am Donnerstag die staatlich finanzierte Schwedische Agentur für Verteidigungsforschung (FOI) mit der Analyse.

Die öffentliche Meinung hat sich in den letzten Wochen zunehmend gegen die geringen Beschränkungen im Land gewendet, da die Zahl der Todesopfer weit über die der Nachbarn und Nachbarn hinaus gestiegen ist. Alle hielten ihre Grenzen zu Schweden geschlossen, während sie sich Besuchern aus anderen Ländern öffneten.

"Die Krise hat die Mängel in unserer Gesellschaft deutlich gemacht", sagte Lofven. „Wir haben Tausende von Toten. Jetzt stellt sich die Frage, wie sich Schweden ändern soll, nicht ob. “

Am Mittwoch hatte die Agentur einen Bericht vorgelegt, in dem eine mangelnde Vorbereitung Schwedens auf die Corona-Krise beklagt wurde - obwohl es mehrere "Warnschüsse" gegeben habe.

"Unvollständige Vorbereitung"

Trotz der Erfahrung anderer Epidemien wie SARS, der Vogelgrippe und der Schweinegrippe habe es in Schweden "wie in anderen Ländern eine unvollständige Vorbereitung gegeben, als die Corona-Pandemie einschlug", stellten die FOI-Experten fest. Die Corona-Pandemie habe Schwächen im schwedischen Krisenmanagement und der "Robustheit der Bevölkerung ans Licht gebracht".

Die Autoren des Berichts kritisierten auch unzureichende Schutzbekleidung sowie einen Mangel an medizinischer Ausrüstung. Unterbrechungen in den Lieferketten deuteten demnach zudem auf einen Mangel an "Planung auf oberster Ebene" hin.

Internationale Kritik

International hat der Umgang Schwedens mit der Coronakrise für Kritik gesorgt. Anders als die meisten anderen europäischen Staaten verhängte Schweden keine Ausgangsbeschränkungen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Schulen, Cafés, Bars, Restaurants und die meisten Unternehmen blieben geöffnet.

Inzwischen verzeichnet das nordeuropäische Land eine wesentlich höhere Sterberate als seine skandinavischen Nachbarländer. Nach offiziellen Angaben wurden seit Beginn der Pandemie mehr als 70.000 Infektionen nachgewiesen, mehr als 5.400 Menschen starben.