In Zeiten, wo fast alle Länder dieses Globus mit der Pandemie zu kämpfen haben, freuen sich alle über gute Nachrichten: Von der „Financial Times“ in London über New York bis sogar in australischen Zeitungen wurde vermerkt, dass Österreich als erstes Land Europas einen Plan zur Lockerung der Maßnahmen vorlegte. Trotz des grundsätzlichen Lobes gingen die Meinungen in der internationalen Presse aber auseinander.

Das deutsche Boulevard-Blatt „Bild“ nannte den Notbetrieb Österreichs gewohnt flapsig den „Knallhart-Plan“ des „Ösi-Kanzlers“ und fügte an die Adresse Angela Merkels hinzu: „So was wollen wir auch.“ Die Reaktion der deutschen Kanzlerin fiel zurückhaltend aus. „Österreich war uns immer einen Schritt voraus in den Dingen“, sagte Merkel. „Aber wir müssen unsere eigenen Zahlen voraussetzen“, betonte sie.

Die „Süddeutsche Zeitung“ kommt zu einer ambivalenten Einschätzung der Lage in Österreich. „Natürlich ist es erfreulich, dass nach vier Wochen des vom Kanzler ausgerufen ,Minimalbetriebs’ der Versuch starten soll, schrittweise Teile des Wirtschaftslebens wieder anzukurbeln“, schreibt das Blatt in München. Die rigiden Maßnahmen hätten gegriffen, die Regierung habe guten Grund, sich selbst und auch die disziplinierte Bevölkerung zu loben. „Doch gewonnen ist damit noch nichts“. Mit diesem ersten Plan sei Österreich den anderen Ländern Europas lediglich um einen Schritt voraus, meint man auch in München. „Deshalb wirkt es deplatziert, dass Kanzler Kurz das Eigenlob, wie üblich, mit dem Verweis auf andere Länder garniert, die weniger gut durch diese Krise kommen. Er muss gewiss sein Licht nicht unter den Scheffel stellen, doch mit solchem eitlen Blendwerk ist niemandem geholfen."

Ähnlich sieht das der „Tagesanzeiger“ in Zürich. In diesem Kampf gegen das Coronavirus gehe es nicht um ein Wettrennen, wer als Erster gehandelt hat. „Was jetzt nottut, sind abgestimmte europäische Konzepte“. Denn am Ende müssten sich alle gemeinsam an die Aufräumarbeiten machen.

Mehr Begeisterung zeigt da schon die „Welt“ in Berlin. Österreich habe aus heutiger Sicht „die Krise in vorbildlicher Weise gemeistert“. Die Zahl der Ansteckungen, der Verstorbenen und der Neuinfektionen sei relativ gering. Österreich habe, auch getrieben durch den Corona-Ausbruch in Ischgl, deutlich früher mit Ausgangsbeschränkungen und Ladenschließungen begonnen als Deutschland. „In Österreich wird klar kommuniziert. Kanzler Kurz und seine exzellenten Berater verkörpern große Entschlossenheit, Entscheidungskraft und Klarheit“, fällt das Lob ordentlich dick aus.

Ein Hoffnungszeichen für alle sieht denn auch der „Münchner Merkur“: „Das Beispiel Österreich zeigt: Der Kampf gegen das Virus ist zu gewinnen“, auch wenn der Weg zurück in die Normalität lang und mühsam werde