"Wir haben bereits begonnen, darüber zu sprechen", so US-Präsident Donald Trump während seines Besuchs in Großbritannien über Twitter, sein übliches Verlautbarungsorgan. Großbritannien kann wegen seiner EU-Mitgliedschaft derzeit keine eigenen Handelsverträge abschließen.

Zuvor hatte Trump mit scharfen Attacken auf seine Gastgeber seinen dreitägigen Staatsbesuch in Großbritannien begonnen. Königin Elizabeth II. empfing Trump am Montag im Buckingham-Palast, wo am Abend auch ein Staatsbankett zu seinen Ehren abgehalten werden sollte. Noch vor der Landung machte sich der US-Präsident allerdings bei vielen Briten erneut unbeliebt.

Über Twitter beschimpfte er Londons Bürgermeister Sadiq Khan - einen bekennenden Trump-Gegner - als "Totalversager", der "fies" zu ihm gewesen sei. Wie im vergangenen Jahr, als bei Trumps erstem London-Besuch Hunderttausende Menschen gegen ihn auf die Straße gingen, werden auch dieses Mal große Proteste erwartet.

Bürgermeister ein "Totalversager"

"Er ist ein Totalversager, der sich auf die Kriminalität in London konzentrieren sollte, nicht auf mich", twitterte Trump an die Adresse Khans, noch aus der Präsidentenmaschine "Air Force One" ehe er am Flughafen Stansted in der Nähe von London landete. Khan habe "nach allem, was man hört, als Bürgermeister von London eine schreckliche Arbeit geleistet" und sei "fies" zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewesen, "dem bei weitem wichtigsten Verbündeten des Vereinigten Königreichs".

Khan hatte die Entscheidung der britischen Regierung kritisiert, Trump zu einem Staatsbesuch einzuladen. Premierministerin Theresa May sprach die Einladung im Jänner 2017 aus, als sie Trump nach dessen Amtsantritt als erste ausländische Regierungschefin traf.

Salut für Donald und Melania

Mit Salutschüssen wurden Trump und seine Ehefrau Melania am Buckingham-Palast in Empfang genommen. Den Gebräuchen entsprechend überreichte die Queen dem Gast ein Geschenk: eine Erstausgabe des Buches "Der Zweite Weltkrieg" des früheren Premierministers Winston Churchill aus dem Jahr 1959.

Nach einem Mittagessen mit der Queen besuchte Trump mit seiner Frau, seiner Tochter Ivanka sowie seinem Schwiegersohn Jared Kushner die Westminster Abbey, wo er einen Kranz am Grabmal des unbekannten Soldaten niederlegte. Am Abend stand dann ein Staatsbankett auf dem Programm.

Zuvor waren Trump und seine Frau noch zum nachmittäglichen Tee mit Prinz Charles und dessen Frau Camilla in Clarence House eingeladen. Dabei dürfte der Umweltschutz im Mittelpunkt der Gespräche gestanden haben. Der britische Thronfolger ist bekannt für seinen Einsatz gegen die Erderwärmung. Die USA sind unter Trump hingegen aus dem Pariser Klimaabkommen, das eine Reduktion der Treibhausgase vorsieht, ausgestiegen.

Brüskierung von Theresa May

Kurz vor der Reise brüskierte Trump May jedoch erneut, indem er sich für den Brexit-Hardliner Boris Johnson als ihren Nachfolger aussprach. Zudem plädierte er dafür, Mays Erzfeind Nigel Farage die Brexit-Verhandlungen mit der EU führen zu lassen. May hat wegen ihres Scheiterns, den Brexit-Vertrag durch das Unterhaus zu bringen, ihren Rücktritt angekündigt. Sollte Großbritannien die EU tatsächlich verlassen, würde das Land deutlich abhängiger von den USA.

Auch abseits des Brexits dürfte das geplante Treffen am Dienstag mit Trump für May nicht angenehm werden: Der US-Präsident will ihr mit einer Beschränkung der Geheimdienst-Kooperation drohen, falls Großbritannien den chinesischen Konzern Huawei am Aufbau seines 5G-Netzes beteiligt. Die USA verdächtigen Huawei der Spionage im Auftrag Chinas.

Corbyn schlug Einladung aus

Der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, schlug eine Einladung zu dem Staatsbankett mit Trump aus. Er warf dem US-Präsidenten vor, sich in britische Angelegenheiten einzumischen. Die prominente Labour-Abgeordnete Yvette Cooper kritisierte May für die Einladung, die Trump vor einer Wiederwahl-Kampagne Gelegenheit zur Selbstdarstellung gebe. "So entsetzt, dass Theresa May diesem Mann dafür den roten Teppich ausrollt", schrieb sie auf Twitter. "Es hilft Großbritannien nicht, einen Präsidenten mit Pomp zu überschütten, der so entschlossen spalterisch, kindisch und destruktiv auftritt."

Elizabeth II. hat außer Lyndon Johnson alle 13 US-Präsidenten während ihrer Regentschaft getroffen. Mit einem Staatsbankett wurden aber nur George W. Bush, Barack Obama und nun Trump geehrt.

Trump will im Laufe der Woche auch an Gedenkveranstaltungen zum 75. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie teilnehmen. Dort wird auch Kanzlerin Angela Merkel erwartet, die Trumps Politikstil vor einigen Tagen in einer Rede an der US-Universität Harvard scharf kritisierte, ohne den US-Präsidenten allerdings beim Namen zu nennen. Trump will zudem nach Irland reisen.