„Es ist wichtig für das neue Syrien“, sagt Herwig Neuper und schnürt seine Laufschuhe etwas enger. Damit demonstriere man Weltoffenheit. Zum ersten Mal seit Beginn des Krieges 2011 und dem Sturz des Assad-Regimes 2024 findet in Damaskus ein Marathon statt. Und der Österreicher möchte unbedingt dabei sein.

Ein ganz besonderer Lauf

Neuper ist schon viel gelaufen, im Nahen Osten und auch anderswo, war in Kairo, Amman, New York und Berlin. Doch für den Marathon-Mann aus Bad Mitterndorf in der Steiermark ist der Lauf in Damaskus etwas ganz Besonderes. Entsprechend aufgeregt ist er, als es um sieben Uhr morgens an den Start geht. Marathon-Läufer müssen früh aufstehen, vor allem in einer Region, wo die Sonne bis in den Oktober hinein vom Himmel brennt. „Hoffentlich gibt es genug Wasser und Toiletten“, gibt Neuper zu bedenken.

Neuper ist schon viel gelaufen, im Nahen Osten und auch anderswo, war in Kairo, Amman, New York und Berlin
Neuper ist schon viel gelaufen, im Nahen Osten und auch anderswo, war in Kairo, Amman, New York und Berlin © Svensson

Auch der Organisator ist aufgeregt, ein Syrer, der aus den USA zurückkam und den „Lauf für Frieden“ in seinem Heimatland veranstaltet. „Für die meisten Leute hier ist das neu, sie kennen das nicht“, gibt er zu bedenken. Etwa 2500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hätten sich angemeldet bei einem Startgeld von 30 US-Dollar. Damit es ein Lauf für alle werden kann, gibt es vier Strecken zur Auswahl: die große Strecke mit 42 Kilometern, die kleine mit 25, zehn und fünf Kilometer für diejenigen, die nicht so durchtrainiert sind. Und tatsächlich laufen Familien mit Kindern die Kurzstrecken mit. Auch Frauen sind reichlich vertreten. Der Marathon wird zum Volkslauf. Der Österreicher entschied sich für 21 Kilometer.

Zwei Tage vor dem Marathon präsentierte der neue syrische Präsident Ahmad al Sharaa sein Land in seiner Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York als weltoffen und friedvoll. 58 Jahre lang war dort kein Syrer mehr aufgetreten. Noch vor einem Jahr galt Sharaa als einer der Topterroristen im Nahen Osten, auf den die USA ein Kopfgeld von zehn Millionen Dollar ausgesetzt hatten.

Mehr als zehn Jahre kämpfte der 43-jährige Syrer gegen das diktatorische Regime der Assads in Syrien und davor gegen die Amerikaner im Irak. Inzwischen ist das Kopfgeld gegen ihn aufgehoben und die Sanktionen, die gegen Assad verhängt wurden, will Sharra weghaben. Nur so könne die Wirtschaft in Gang kommen. Israel kritisierte er für die nicht enden wollenden Luftangriffe in seinem Land, erklärte sich aber gleichzeitig bereit für Verhandlungen über ein Sicherheitsabkommen.

„Das Erlebnis war wunderbar“

Herwig Neuper läuft vorbei am Verteidigungsministerium, das von der israelischen Armee zerbombt wurde, biegt ab am Bab Touma, dem alten Stadttor von Damaskus in den berühmten Souk Hamidiya, an dessen Ende sich die Umayyaden Moschee präsentiert, zurück in die breite Straße zum Abbasiden-Platz, wo der Lauf endet. Vergangenheit und Gegenwart Syriens in zwei Stunden. Als österreichischer Wirtschaftsdelegierter mit Sitz im jordanischen Amman, war der 54-Jährige in den letzten sechs Jahren mehrmals in Damaskus.

Die Stimmung dieses Mal sei eine andere. Die Organisation habe noch Luft nach oben, aber das „Erlebnis war wunderbar“.