Zuerst Buhrufe, dann Applaus für die demonstrativ den Saal verlassenden Abgeordneten: So begann Benjamin Netanjahus Auftritt vor der UN-Vollversammlung am Freitag – und endete mit einem flammenden Appell an die Weltgemeinschaft, Israels Mission zu unterstützen, anstatt der Hamas in die Hände zu spielen. „Um den Sturm des Dschihad zu überstehen, müsst ihr an der Seite Israels stehen“, sagte Netanjahu.

Zu Beginn erinnerte der israelische Premier: „Vor einem Jahr stand ich an diesem Rednerpult und zeigte den Verlauf der iranischen Terrorachse. Sie bedrohte die ganze Welt.“ Seither, so Netanjahu, habe Israel entschieden gehandelt: „Wir haben die Huthis zerschlagen, Hisbollah ausgeschaltet und die Hamas zerschmettert. Wir haben Assads Armee in Syrien zerstört und die Waffenprogramme des Iran vernichtet.“

„Operation Rising Lion“: Dank an Trump

Besonders stolz zeigte sich Netanjahu auf den zwölftägigen Krieg gegen den Iran: „Israels Zwölf-Tage-Krieg gegen den Iran, den ich ‚Operation Rising Lion‘ getauft habe, wird in die Geschichtsbücher eingehen. Israelische und amerikanische Kampfjets bombardierten die Atomanlagen. Ich danke US-Präsident Trump für diese mutige Entscheidung. Wir haben ein existenzielles Risiko für Israel und die zivilisierte Welt beseitigt.“

Botschaft nach Gaza

Einer der ungewöhnlichsten Momente seiner Rede war die direkte Ansprache der Geiseln im Gazastreifen. Netanjahu erklärte: „Ich habe den Gazastreifen mit riesigen Lautsprechern umgeben – in der Hoffnung, dass die Geiseln mich hören können.“ Dann sprach er zunächst auf Hebräisch, anschließend auf Englisch, und seine Worte wurden live nach Gaza übertragen: „Unsere tapferen Helden, hier spricht Ministerpräsident Netanjahu live von den Vereinten Nationen. Wir haben euch nicht vergessen. Wir werden nicht ruhen, bis wir euch alle nach Hause bringen.“

An die Hamas-Führung richtete er die klare Warnung: „Legt die Waffen nieder. Lasst mein Volk gehen. Gebt die Geiseln frei – wenn ihr es tut, werdet ihr leben. Wenn nicht, wird Israel euch jagen.“

Harte Kritik an der Weltgemeinschaft

Netanjahu erinnerte an den Hamas-Angriff vom 7. Oktober: „Die Welt hat diesen Tag weitgehend vergessen. Aber wir, Israel, wir erinnern uns. Es war der schlimmste Angriff auf Juden seit dem Holocaust.“ Scharfe Worte fand er dann für Staaten, die ihre Unterstützung zurückgezogen hätten: „Wir mussten einen Sieben-Fronten-Krieg führen, während viele eurer Länder sich gegen uns stellten. Wann werdet ihr begreifen: Man kann sich nicht aus dem Dschihad heraus verhandeln.“ Er zitiert ein bekanntes Sprichwort: „Wenn es hart auf hart kommt, kommen die Harten in Fahrt. Für viele Länder hier gilt: Als es hart auf hart kam, habt ihr nachgegeben!“

Den Vorwurf, Israel ziele auf Zivilisten, wies er zurück: „Das Verhältnis von Kämpfern zu Nicht-Kämpfern liegt bei zwei zu eins – besser als in jedem anderen Krieg der jüngeren Geschichte. Der Vorwurf des Genozids ist haltlos.“

Keine Zwei-Staaten-Lösung

Eindeutig lehnte Netanjahu die Idee eines palästinensischen Staates ab: „Das Problem der Zwei-Staaten-Lösung ist, dass die Palästinenser sie nicht wollen. Einen palästinensischen Staat eine Meile von Jerusalem entfernt zu schaffen, nach dem 7. Oktober, ist so wahnsinnig wie Al-Qaida einen Staat eine Meile vor New York City nach dem 11. September zu geben. Wir werden es nicht tun!“

Ausblick auf Frieden

Trotz harter Worte zeigte er sich optimistisch: „Israels Siege über die iranische Terrorachse haben Möglichkeiten für Frieden eröffnet, die vor zwei Jahren undenkbar waren. Ich glaube, dass der Nahe Osten in den kommenden Jahren völlig anders aussehen wird.“ Speziell der Iran werde anders aussehen, wenn sich die „tapferen Menschen des Iran“ erheben. „They will make Iran great again“, sagte Netanjahu.