Fünf Jahre ist es her, dass Juan Carlos, Spaniens Skandalkönig im Ruhestand, im August 2020 ein Flugzeug Richtung Abu Dhabi bestieg. Es war kein freiwilliger Umzug, sondern ein Rückzug, den sein Sohn, König Felipe, eingefädelt hatte, um das Ansehen der Monarchie zu schützen. In der spanischen Heimat ist es seitdem ruhig um den 87-Jährigen geworden. Das könnte sich demnächst ändern – denn nun will sich der in Ungnade gefallene Altkönig mit einem Buch zu Wort melden. Im November sollen seine Memoiren mit dem Titel „Reconciliación” (Versöhnung) erscheinen. Und zwar nicht zufällig kurz vor dem 50. Jahrestag seiner Proklamation zum König nach dem Tod des rechtsgerichteten Diktators Franco. Juan Carlos I. wurde am 22. November 1975 vom spanischen Parlament offiziell zum königlichen Staatsoberhaupt ausgerufen.

Datum mit Symbolkraft

Es handelt sich um ein Datum mit Symbolkraft. Ein Datum, welches das Ende des Unterdrückerregimes Francos und Spaniens Übergang zu einem freiheitlichen und demokratischen Staat markiert. Und genau deswegen sorgt die angekündigte Veröffentlichung der Juan-Carlos-Memoiren für großes Unbehagen im Königspalast – vor allem, weil eine lange Serie von Skandalen mittlerweile das Denkmal vom angeblich vorbildlichen König Juan Carlos schwer beschädigte. Im Jahr 2014 war der öffentliche Druck auf Juan Carlos so groß geworden, dass er abdanken und die Krone an seinen Sohn Felipe übergeben musste.

„Man hat in diskreten Gesprächen mit Juan Carlos versucht, die Veröffentlichung zu verhindern oder wenigstens zu verschieben”, berichten Königshausexperten. Offenbar vergeblich. Nachdem Spaniens Medien jahrelang über Steuerbetrügereien, Schwarzgelder, ausländische Geheimkonten und außereheliche Abenteuer berichteten, hat Juan Carlos offenbar nun das große Bedürfnis, der Welt seine Sicht der Dinge mitzuteilen. Das Buch wurde von der französischen Autorin Laurence Debray verfasst, die bereits 2022 eine schmeichelnde Biografie über den Altkönig veröffentlicht hatte. Plaudert Juan Carlos darin ein wenig aus dem Nähkästchen und erzählt ehrlich, was er bisher der Öffentlichkeit verschwieg? Schließlich klingt die Buchankündigung mit dem Titel „Versöhnung” auch nach Abschied. „Ich habe kein Recht zu weinen“, soll er gesagt haben.

Seit seinem unfreiwilligen Weggang aus Spanien lebt Juan Carlos zurückgezogen in einer Luxusvilla in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Alle paar Monate kommt er per Privatjet nach Spanien, vor allem um im Atlantikort Sanxenxo an Segelregatten teilzunehmen und auch um alte Freunde wiederzusehen. Öffentlich tritt er nur noch sehr selten auf. Auch Treffen mit seinem heute 57-jährigen Sohn Felipe VI., der mit seinem Vater gebrochen hat, sind die Ausnahme.

Ermittlungen eingestellt

Nachdem die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in Spanien wegen Steuerbetrugs und der mutmaßlichen Annahme von Schmiergeldern eingestellt wurden, ist Juan Carlos nun in die juristische Offensive gegen einige seiner Kritiker gegangen. Der Altkönig verklagte zum Beispiel seine langjährige Ex-Geliebte Corinna zu Sayn-Wittgenstein – wegen angeblicher Verleumdung. Sie hatte mit ihren Enthüllungen über millionenschwere Geheimkonten in der Schweiz die Ermittlungen schließlich ins Rollen gebracht.

Dass Juan Carlos demnächst zur Präsentation seines Buches persönlich in Madrid auftauchen wird, gilt als eher unwahrscheinlich. Ebenso wenig ist davon auszugehen, dass seine Memoiren tatsächlich zu einer Versöhnung mit seinem Volk beitragen werden. Zumal Juan Carlos bislang kaum Reue gezeigt hat: Als ihn etwa Reporter bei einem Spanienbesuch fragten, ob er – wie von Regierungschef Pedro Sánchez gefordert – eine Entschuldigung beim spanischen Volk in Erwägung ziehe, quittierte er die Frage lediglich mit schallendem Gelächter.