Bis 16.30 Uhr haben 50,6 Prozent der Wähler abgestimmt, um 16,6 Prozentpunkte mehr als zu diesem Zeitpunkt vor vier Jahren. 2020 war inmitten der Coronapandemie eine historisch niedrige Beteiligung verbucht worden. Umfragen lassen einen Sieg der regierenden Konservativen von Premier Andrej Plenković erwarten.

Laut den Daten der staatlichen Wahlkommission (DIP) haben am Mittwoch zweieinhalb Stunden vor Wahlschluss bereits mehr Wähler ihre Stimme abgegeben als vor vier Jahren insgesamt. Die damalige Beteiligung von knapp 47 Prozent war die niedrigste seit der Einführung der Demokratie im Jahr 1990. Die Wahl findet erstmals an einem Werktag statt.

Das links-liberale Oppositionsbündnis „Flüsse der Gerechtigkeit“, für den im Wahlkampf Staatspräsident Zoran Milanović als informeller Spitzenkandidat aufgetreten war, will den seit dem Jahr 2016 amtierenden Regierungschef Plenković ablösen. Plenković und Milanović gaben ihre Stimme bereits ab.

Umfragen sagen der HDZ einen klaren Sieg vor dem SDP-Bündnis voraus, obwohl die Regierungspartei etwas schlechter abschneiden soll als bei der letzten Wahl vor vier Jahren. Drittstärkste Kraft soll die rechtspopulistische Heimatbewegung werden, vor der links-grünen Partei Možemo (Wir schaffen es) und der konservativen Most. Noch drei Kleinparteien dürften es über die Fünf-Prozent-Hürde ins Parlament schaffen.

„Paten des Kriminals“

Dominiert wurde der kurze und ungewöhnliche Wahlkampf vom heftigen Schlagabtausch zwischen Regierungschef Plenković und Staatspräsident Milanović. Das kroatische Verfassungsgericht hatte Milanović zwar eine offizielle Kandidatur untersagt, weil er sein Amt für die Wahlkampagne nicht aufgeben wollte, er ließ sich davon jedoch nicht beirren. Im Wahlkampf bezeichnete Plenković den Präsidenten als „politischen Schädling“ und „Verfassungsbrecher“. Dieser nannte Plenković wiederum einen „Paten des Kriminals“ und kritisierte „die korrupteste Regierung in der kroatischen Geschichte“. Die HDZ bezeichnete er als kriminelles Kartell.

Von insgesamt 151 Mandaten im kroatischen Sabor (Parlament) werden 140 Sitze in zehn Wahlkreisen vergeben. Weitere acht Mandate sind für die Minderheiten und drei für die Diaspora reserviert. Die Auslandskroaten wählen traditionell konservativ, vor vier Jahren hatte die HDZ alle drei Mandate erhalten. Sie genoss außerdem die Unterstützung der Minderheitsvertreter.

„Paten des Kriminals“

Zur Wahl sind rund 3,7 Millionen Kroaten aufgerufen. Davon haben 3,5 Millionen ihren Wohnsitz in Kroatien und über 222.000 im Ausland. In Kroatien öffneten die Wahllokale am Mittwoch um 7.00 Uhr, im Ausland konnte man am Dienstag und Mittwoch die Stimme abgeben. In den australischen Städten Canberra, Sydney und Melbourne öffneten die Wahllokale bereits am späten Montagabend kroatischer Zeit.

Im Ausland ist die Stimmabgabe in insgesamt 41 Ländern möglich, darunter in rund 20 europäischen Ländern. In Österreich wird in der kroatischen Botschaft in Wien abgestimmt, stimmberechtigt sollen laut der Nachrichtenagentur Hina hierzulande rund 10.000 Personen sein.