Im Juni 2008 legte sich Heinz-Christian Strache eine eigene Facebook-Seite zu, nicht zum Vergnügen, sondern aus strategischen Gründen: Der FPÖ-Chef wollte an den klassischen Medien vorbei in direkten Kontakt mit dem Wähler treten. Vor Ibiza kratzte Strache an der 800.000-„Follower“-Marke. Mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren, ohne sich der etablierten Medien zu bedienen, brachte Donald Trump zur Perfektion. Trump machte Politik vom Handy aus – via Twitter.

Aus ähnlichen Überlegung steht Österreich vor der Rückkehr der Parteizeitung – in Form von Online-Medien. Rechte Plattformen wie "Wochenblick", "unzensuriert" und "info- direkt", die teils durch Inserate der FPÖ finanziert werden und auch personelle Querverbindungen aufweisen, prägen die Medienlandschaft im Internet seit Jahren.

Türkise Antwort auf linke Blogs

2016 zog die Linke nach: Der Kontrast-Blog geboren, der beim SPÖ-Parlamentsklub angesiedelt ist und das innenpolitische Geschehen durch die rote Brille kommentiert. Von den Kontakten seines Gründers Peter Pilz zu Justiz und Polizei nährt sich „Zack-Zack.“

In der ÖVP erachtete man es bislang nicht als nötig, ein eigenes Online-Medium zu betreiben. Doch das ändert sich jetzt: Kommende Woche wird auch die ÖVP journalistisch aktiv – mit dem Blog "Zur Sache", der vom ehemaligen Chefredakteur der „Tiroler Tageszeitung“ und der „Furche“ Claus Reitan geleitet wird. Reitan sagt, er vermisse bei der Konkurrenz von SPÖ und Peter Pilz "die journalistischen Tugend der Sachlichkeit" und verspricht im neuen Projekt "gänzlich andere Wege beschreiten." Gänzlich unbefangen wird aber wohl auch "Zur Sache" nicht daher kommen - schließlich ist das neue Onlinemedium direkt im ÖVP-Parlamentsklub angesiedelt.

Mehr zum Thema