Nach dem Durchbruch in den Verhandlungen um eine Waffenruhe und einen Geiseldeal in Gaza regiert in der Familie von Tal Shoham wieder das Prinzip Hoffnung. Der österreichische Doppelstaatsbürger war am 7. Oktober 2023 gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Kleinkindern von der Hamas nach Gaza entführt worden. Ehefrau Adi sowie die vierjährige Tochter Yahel und der neunjährige Sohn Naveh sind nach wenigen Monaten freigelassen worden.
Großmutter wurde aus Wien vertrieben
Vom Vater fehlte bisher jede Spur, zumindest war lange nicht klar, ob er überhaupt noch am Leben ist.. Der 39-jährige Tal Shoham kam in Israel zur Welt, seine Großmutter war allerdings eine waschechte Wienerin, die bald nach dem Anschluss von den Nazis aus Wien vertrieben wurde. Seit mehreren Jahren haben die Nachfahren von Holocaust-Opfern Anspruch auf einen rot-weiß-roten Pass.
Erste Geiseln freigelassen
Österreichische Unterhändler in Doha
Rund 100 Geiseln werden immer noch von der Hamas festgehalten. Der österreichischen Bundesregierung wie auch ihren Unterhändlern ist es zu verdanken, dass Shoham Teil der 33-köpfigen Gruppe ist, die in der ersten Phase des von den USA und Katar in Doha ausgehandelten Geiseldeals freikommen soll. Nach Informationen der Kleinen Zeitung führten österreichische Unterhändler in Doha den schlechten Gesundheitszustand des 39-Jährigen ins Treffen.
Nur 33 Geiseln kommen in erster Phase frei
Bis Tal Shoham freikommt, dürften noch ein paar Wochen vergehen. Die erste Phase erstreckt sich über volle sechs Wochen. Nach der Freilassung der ersten drei Geiseln am Sonntag sollen in der nächsten Woche vier Geiseln freikommen, in den darauffolgenden Wochen jeweils drei. Erst gegen Ende der sechsten Woche werden die letzten der 33 Geiseln freigelassen, im Gegenzug kommen hunderte Palästinenser, die wegen Anschlägen in Israel zum Teil langjährige Haftstrafen absitzen, frei.
„Ist eine unfassbare Belastung“
Dem Vernehmen nach machen Frauen und Kinder den Anfang, dann folgen Ältere und Verletzte. Shoham dürfte frühestens Mitte Februar wieder nach Israel zurückkehren. „Seit der Bekanntgabe des Geisel-Deals mit der Hamas durchleben wir Tage voller neu entfachter Hoffnung und gleichzeitig tiefer Angst“, heißt es in einem Statement der Familie, das auch der Kleinen Zeitung vorliegt. „Wirkliche Erleichterung und Gewissheit werden wir erst finden, wenn wir Tal – unseren Sohn, Ehemann und Vater – wieder sicher in unseren Armen halten können. Wir können heute also nicht sagen, wann Tal in den kommenden Wochen hoffentlich freigelassen wird, in welchem Zustand er zurückkehren wird oder ob das Abkommen überhaupt lange genug Bestand hat, um seine Freilassung zu ermöglichen. All das ist eine unfassbare Belastung..“