Österreich sucht Lehrkräfte. Die ersten 265 Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger mit Zertifikat sollen helfen, die Lage zu entschärfen. "Die nächsten 200 sind wohl im März fertig", sagt Andreas Schnider. Er leitet jene Kommission, die seit November Quereinsteiger für den Lehrberuf prüft. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) hatte für die Initiative "Klasse Job" 600.000 Euro in die Hand genommen, um sie zu rekrutieren.

Weitere Kündigungen drohen

Über 1200 Bewerbungen sind (Stand 27. Februar) bisher eingetroffen. "Zwölf Prozent fallen im Schnitt bei der Prüfung raus, ein Teil ist fertig, ein Teil noch in Begutachtung", sagt Schnider. Täglich bewerben sich weitere Personen. Ein Querschnitt zeigt, die meisten Bewerbungen entfallen auf Wien und die Steiermark. Die Bundeshauptstadt kämpft auch am massivsten. Laut der Wiener Lehrergewerkschaft droht bereits die nächste Kündigungswelle. Doch es mangelt im ganzen Land, vor allem in naturwissenschaftlichen Fächern. Dass die Pensionierungen der Babyboomer dazu führen, davor wurde lange gewarnt. Die Coronazeit hat die Belastungen an Schulen noch verstärkt.

Der Aufruf zum Quereinstieg scheint immerhin zu funktionieren. "Es kann ein Teil der Lösung sein", sagt Schnider. Die meisten Bewerber sind zwischen 34 und 43 Jahren alt, viele sind für das benötigte Fach Mathematik qualifiziert. Gesucht wird für Mittelschulen, AHS und BHS. Für Volks- und Sonderschulen liegt kein Konzept vor. "Es wird darüber diskutiert, aber das Problem ist, dass Volksschullehrer als Generalisten ausgebildet sind."

Bei einem Quereinstieg braucht es aber die "Fachverwandtschaft" und drei Jahre fachspezifische Berufspraxis (diese Anforderung beträgt wegen des Mangels aktuell nur eineinhalb Jahre).

Quereinstieg umfasst mehrere Phasen

Andreas Schnider war Politiker, ist Hochschulprofessor und Vorsitzender der Quereinsteiger-Zertifizierungskommission
Andreas Schnider war Politiker, ist Hochschulprofessor und Vorsitzender der Quereinsteiger-Zertifizierungskommission © Schnider

Wer interessiert ist, kann sich online auf "getyourteacher" registrieren. Dort lädt man Zeugnisse, Motivationsschreiben und ein kurzes Video (mit Motivationsbotschaft) hoch. Bei Vollständigkeit wird man zu einem Online-Persönlichkeitstest eingeladen. Dieser soll abklären, ob man den Herausforderungen in einem Klassenzimmer gewachsen ist. Die letzte Phase ist ein Anhörungsgespräch mit der Kommission, wo gemeinsam über die Fächerkompetenzen gesprochen wird.

Mit ausgestelltem Zertifikat kann man sich regulär für ausgeschriebene Stellen bewerben. Plus: 60 Credits müssen an einer Pädagogischen Hochschule (PH) innerhalb von fünf Jahren in Didaktik und Pädagogik absolviert werden. "Man ist dann quasi gleichwertig wie ein Lehrer, deswegen muss die Qualität gegeben sein", erklärt Schnider.

Der Quereinstieg lief bislang über eine Bewerbung an die Bildungsdirektion. "Ich musste dann an der Schule zwei Monate auf meinen Vertrag warten, die Einstufung war unklar", kritisiert etwa eine steirische Lehrerin, die vor einem Jahr aus der Privatwirtschaft wechselte. Heikel seien auch die verpflichtenden Anwesenheiten bei den PH-Kursen, die sie nachholen muss, sowie deren "praxisferner Inhalt". Schnider meint: "Quereinsteiger haben am Ende qualitativ mindestens genau so viel gemacht wie studierte Lehrer."