Nach dem Steinschlag am Zugangsweg zur Eisriesenwelt bei Werfen (Pongau) am 12. Juli 2020, bei dem ein 14-jähriger Besucher aus dem Irak tödlich getroffen worden war, hat die Staatsanwaltschaft Salzburg jetzt die Ermittlungen gegen "unbekannte Täter" eingestellt. Die Begründung: Die Wahrscheinlichkeit des Aufschlagens eines Steines am Standort des Buben sei sehr gering gewesen. Deshalb seien die Verantwortlichen zu keinen weiteren Schutzmaßnahmen verpflichtet gewesen.

Die Staatsanwaltschaft hatte wegen des Verdachtes der fahrlässigen Tötung ermittelt. Ein Sorgfaltsverstoß konnte nicht festgestellt werden, wurde am Mittwoch seitens der Behörde gegenüber der APA erklärt. Die Ermittlungsergebnisse basieren auf polizeilichen Lichtbildern und einem Gutachten, das ein Landesgeologe über den Vorfall erstellt hat. Demnach hat sich offenbar bereits vor Jahrzehnten ein Felsteil rund 300 Meter über dem Zugangsweg von dem Gebirgsverband gelöst, der Block ist aber aufgrund des Erdreiches und der Vegetation an seinem Standort geblieben.

Regenfälle vor dem Unfall

Kurz vor dem tödlichen Unfall sind starke Regenfälle über dem Salzburger Tennengebirge niedergegangen. Der Felsblock in rund 1.930 Meter Seehöhe hat sich laut dem Gutachten mit hoher Wahrscheinlichkeit wegen der heftigen Niederschläge letztlich komplett gelöst und es sei dann zu dem Steinschlag gekommen. Der Geologe führte eine dreidimensionale Steinschlagsimulation durch, die erst seit Kurzem Stand der Technik ist. Das Ergebnis dieser Simulation war, dass die Wahrscheinlichkeit eines Aufschlagens eines Steinbrockens an der Unfallstelle auf 1.670 Meter Seehöhe sehr gering ist.

Der Felssturz ereignete sich am späten Vormittag des 12. Juli. Oberhalb des Einganges zur Eishöhle hatte sich der etwa ein bis zwei Kubikmeter große Felsblock aus der Wand gelöst. Er stürzte in die Tiefe und zersprang in viele kleinere Teile. Dabei wurde der Zubringerweg zur Eisenriesenwelt auf einer Breite von 100 Metern von Steinen getroffen.

Der Weg war dort zwar größtenteils durch Steinschlaggalerien überdacht, einige Brocken stürzten aber auf den ungeschützten, bisher als sicher gegoltenen Abschnitt. Dabei wurde der 14-jährige Besucher von einem etwa 25 Kilogramm schweren Stein am Oberkörper getroffen und so schwer verletzt, dass er noch an der Unfallstelle verstarb. Auch ein 19-Jähriger wurde von einem Stein am Bein getroffen und verletzt. Er konnte das Krankenhaus aber nach kurzer Zeit wieder verlassen.

Der Zugangsweg zur der Höhle war nach dem Unglück zunächst gesperrt worden. Am 1. August, rund drei Wochen nach dem tödlichen Steinschlag, war der Weg und damit auch die Eisriesenwelt wieder geöffnet. Die Betreibergesellschaft hatte binnen kürzester Zeit ein fünf Meter hohes und 42 Meter breites Schutznetz über dem Unfallort errichten lassen. Es soll nun für die Sicherheit der Besucher sorgen. Die Eisenriesenwelt ist eine der wichtigsten Besucherattraktionen im Bundesland Salzburg, sie feierte am 26. September 2020 ihren 100. Geburtstag.