Die Grippeimpfung wird zum Mysterium für die Bevölkerung. Auch das Gesundheitsministerium tut sich schwer, wie man in einer Broschüre auf der Ministeriumshomepage lesen kann – die Informationen wechseln im Wochentakt. Am 15. September stand in der Broschüre zum kostenfreien Kinderimpfprogramm: „ ... bis zum vollendeten 14. Lebensjahr steht die intranasale, tetravalente Lebendvakzine zur Verfügung.“ Am 21. September hieß es: „ ... bis zum vollendeten 15. Lebensjahr ...“

Das Ministerium stellt jetzt richtig: „Es gilt bis zum vollendeten 15. Lebensjahr.“ Das bedeutet, dass rund 87.000 Jugendliche mehr im Impfprogramm sind – immerhin eine positive Nachricht. Trotzdem bleibt das Bild zur Grippeimpfung unklar, und das mitten in der Pandemie. Die Verunsicherung ist groß. Hauptverantwortlich für das Dilemma: Erstens fehlte eine koordinierte Bestellung der Grippeimpfungen durch Länder, Bund und Einzelhandel, es gibt keine Abstimmung.

Darauf hätte man aber bei der letzten Bestell-Chance im April 2020 angesichts der Corona-Pandemie reagieren müssen. Zweitens fehlt eine klare Impfstrategie des Bundesministeriums. Man liest zwar in der Online-Broschüre eine Empfehlung zur Grippeimpfung: „... insbesondere ab dem vollendeten 60. Lebensjahr, chronisch Kranke, Personengruppen mit anderen Risikofaktoren sowie Personal im Gesundheitswesen und in der Altenpflege.“ Eine Systematik, wie alle chronisch Kranken bevorzugt zu einer Impfung kommen, wurde aber nicht erarbeitet – schlimm, wenn gerade sie keine Impfung erhalten, weil es zu wenige davon gibt.

Unübersichtliche Lage

Schätzungen von Experten gehen von 20 bis 35 Prozent der Bevölkerung aus, die sich impfen lassen wollen. Das vorhandene Kontingent würde gerade einmal für 14 Prozent der Österreicher reichen, so Experten. Auch deshalb wäre eine klare Impfstrategie so wichtig gewesen, heißt es. Die unübersichtliche Lage führt – wie berichtet – in Apotheken zu Problemen und Diskussionen. Einige Apotheken bekommen gar keinen Impfstoff oder nur einen Bruchteil der bestellten Ware.

Österreichs Apothekerkammer-Vize Gerhard Kobinger: „Es schaut nach einem Engpass aus.“ Unklar ist auch, ob die Bestellung für die nasale Kinder-Grippeimpfung ausreicht. Schafft man es, 20 Prozent der Kinder zu impfen, soll sich der Schutzfaktor bei Erwachsenen um das Dreifache erhöhen, heißt es. Mit dem aktuellen Kinderimpfkontingent könne laut Ministerium eine mehr als 20-prozentige Durchimpfungsrate erreicht werden.

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