"Die Vorwürfe sind nicht ernst zu nehmen“, sagte Max Zirngast im Vorfeld seiner heute beginnenden Gerichtsverhandlung in Ankara. Und doch wird er sich den Vorwürfen des türkischen Staatsanwalts stellen müssen. Dem Polit-Aktivist wird unterstellt, er sei Teil einer linksradikalen Terror-Organisation mit dem Namen „Kommunistische Partei der Türkei/ Funke (TKP/K)“ und habe entsprechend an kriminelle Taten gesetzt. Diese werden in der 123 Seiten starken Anklageschrift angeführt.

Zirngast selbst weiß trotzdem nicht, was genau ihm nun vorgeworfen wird: „Ich weiß nicht, wogegen ich mich verteidigen soll, es gibt keinen konkreten Tatbestand.“ Seine Aktivitäten würden selektiv für die Anklage herangezogen. Dazu zählt unter anderem eine  Philosophievorlesungsreihe, die der Absolvent der Universität Wien in der Türkei organisiert hatte. Ein zentrales Beweismittel stellt ein von Zirngast verfasster Text aus dem Jahr 2015 dar. Die strukturellen Analysen, die er darin beschreibe, seien kritisch, „aber nichts davon ist strafrechtlich relevant“. Sollte es der Staatsanwaltschaft gelingen, das anders darzustellen, drohen dem 1989 geborenen Steirer bis zu siebeneinhalb Jahre Haft in der Türkei.

Rückhalt der Eltern und Freunde

Zirngasts Eltern sind seit Dienstagabend in der Türkei, um ihrem Sohn beizustehen. Gemeinsam mit Freunden und dem österreichischen Konsul wollen sie Max Rückhalt geben. „Wir waren in den letzten Wochen ständig mit Max in Kontakt“, erzählte sein Vater am Telefon. Seinem Sohn gehe es gut und er gehe erstaunlich gelassen mit der schwierigen Situation um.

Aus Sicht der Eltern ist der Verlauf des Verfahrens völlig offen. „Wir sind auf alles vorbereitet und werden entsprechend reagieren“, kündigt Vater Reinhold an. Die Eltern sind vorerst bis Samstag in Ankara, „wenn es sein muss auch länger“. Seitens der österreichischen Behörden würden sie sehr gut unterstützt. „Das läuft naturgemäß alles hinter den Kulissen ab. Wir spüren aber, dass etwas passiert.“

Zirngast selbst bedankte sich für die Unterstützung von Journalistenorganisationen und das große Interesse der österreichischen Presse, lenkte die Aufmerksamkeit aber von sich ab: „Es gibt tausende Menschen in der Türkei, die in einer ähnlichen Situation sind wie ich oder in einer viel schlimmeren“. Es gelte daher, in Europa permanent auf die Zustände in der Türkei hinzuweisen.