Der russische Überfall auf die Ukraine war ein Überfall auf die europäische Nachkriegsordnung und kein Überfall auf einen schwer buchstabierbaren Landstrich. Andere Länder haben der Erkenntnis rasch Rechnung getragen. Sie passten ihre Sicherheitsstrategien der neuen Wirklichkeit an. Die einen lösten sich von der Neutralität, weil sie dem Schutzfaktor misstrauen, die anderen erhöhen die Standards ihrer Wehrfähigkeit. Auch die Schweiz öffnet sich dem Modell einer „kooperativen Neutralität“ und lotet Synergien mit dem westlichen Verteidigungsbündnis aus. Und Österreich? Lässt die Zeitenwende lieb grüßen und wendet sich sich selbst zu. Das Land schreibt sein Behaglichkeitskonzept fort, die Neutralität als Komfortzone, als nostalgisch verbrämten, trügerischen Schein. Das Ärgerliche daran ist nicht der Umstand, dass die Neutralität tabuisiert wird, sondern das Nachdenken darüber. Das ist geist- und politikfeindlich.