Die große Glasfront, durch die man auch im Liegen über die Dächer der Stadt blicken konnte, machte das Zimmer im Hospiztrakt der Grazer Elisabethinen sonnig und hell. Auf dem Tisch lag die Kleine Zeitung, die Hans Trummer zuletzt nicht mehr lesen konnte. Wichtiges las man ihm vor. Das Reden bereitete ihm Mühe. Die verbliebene Kraft des Schwerkranken ließ ein Sprechen nur in kurzen Sequenzen zu, aber die Sätze waren klar und prägnant wie sein Denken. Wenn das Sprechen zu viel wurde, gingen die Augen zu und öffneten sich erst nach einer Weile wieder. Lächelnd beklagte sich der Musiker und Theologe, der noch fünf Wochen zuvor in Russland an der Orgel gesessen war und Studierenden Bach vortrug, über die dicht getakteten Besuche mit den „vielen letzten Botschaften“. Dieses Abarbeiten habe er irgendwann zurückgefahren und eingestellt, erzählte er, „man sollte die letzten Botschaften ins Leben verlagern, nicht ans Ende“. Es hätte ihn gefreut, hätte ihn die Erkenntnis etwas früher ereilt, sagte Trummer, lächelte und ließ sich ein paar Stücke von den aufgeschnittenen Melonen geben. Man lerne nie aus.