Ich gebe es zu: Ich reise nicht. Ich ziehe um. Zumindest fühlt es sich so an, wenn man mit Kind in den Urlaub fährt. Taschen, Rücksäcke, Kuscheltiere, Snacks, Notfall-Snacks für den Fall, dass der erste Snack nicht gut ankommt – es ist ein logistischer Feldzug mit emotionalem Zündstoff. Und dann passiert das Unwahrscheinliche: Man kommt im AKI Family Resort auf der Plose an – und alles ist plötzlich … leise.
Das Resort liegt oberhalb von Brixen, mit Aussicht auf grüne Wellen aus Wiesen und bewaldete Hänge, wo selbst die Kühe beim Kauen wirken, als würden sie sich Zeit lassen, um den Sonnenuntergang besser zu genießen. Das AKI ist kein klassisches Familienhotel. Es ist das Gegenteil der üblichen „Kinderclubs mit Karottensticks“-Rhetorik. Ein wohltuend unaufgeregter Gegenentwurf zur hyperaktiven Erlebnisgastronomie, die viele Familienurlaube zur Nervenprobe macht. Obwohl alles geboten wird – nur eben entspannt.
Kaninchen, Lamas und Co
„Ich geh’ schon mal zu den Kaninchen!“ Kaum angekommen, ist der achtjährige Vito verschwunden. Keine Sorge, ich weiß genau, wo er steckt: im hauseigenen Stall. Dort hoppeln Kaninchen, werden gestreichelt, gefüttert, geherzt – und das scheinbar rund um die Uhr. Die Tiere haben offenbar resigniert, aber auf eine glückliche, zenartige Weise.
Daneben: Alpakas. Die Supermodels unter den Nutztieren. Lässig, flauschig, immer ein wenig über den Dingen schwebend. Auf der Plose darf man mit ihnen „Gassi gehen“. Was harmlos klingt, ist für Stadtkinder ein Erlebnis auf Augenhöhe mit dem ersten Achterbahnritt. Vito spricht noch am Abend von „seinem“ Alpaka. Ich habe Angst, es mit nach Hause nehmen zu müssen. Wo soll das hin? Und nein, nicht noch etwas in meinem Bett!
Das Wohlfühlhaus am Hang
Im Hotel selbst trifft hölzerner Minimalismus auf durchdachten Komfort. Große Fensterflächen holen die Berge ins Zimmer, während in den Räumen helle Naturmaterialien, schlichte Formen und kluge Details dominieren. Kein Klimbim, kein Wandschmuck mit Pseudo-Zitaten über Achtsamkeit, dafür der Eindruck: Hier hat jemand wirklich überlegt, wie sich Familien im Urlaub wohlfühlen.
Franziska Sanoner, Teil der Eigentümerfamilie, sagt, dass genau das die Idee war: „Wir wollten einen Ort schaffen, an dem Familien einfach sein dürfen. Ohne To-do-Listen, ohne Stress. Und mit echten Erlebnissen.“ Die Sanoners führen ihre Betriebe bereits in der sechsten und siebten Generation, was man nicht nur am unternehmerischen Weitblick merkt, sondern auch an der spürbaren Bodenhaftung. Ihre Werte? Vertrauen, Ausdauer, Innovationsfreude, aber auch: Gastfreundschaft als gelebte Haltung, nicht als auswendig gelernter Servicemoment.
Heusauna und die Plose
Ein Erlebnis, mit dem ich nicht gerechnet habe: die Heusauna. Wer denkt, dass Saunen per se kinderfrei bleiben sollten, hat noch nicht gesehen, wie ein Achtjähriger neben duftendem Bergheu liegt und verkündet: „Mama, das ist das Beste.“ Die Temperaturen sind moderat, das Licht ist gedämpft, der Duft nach getrockneter Sommerwiese wirkt wie ein pflanzliches Beruhigungsmittel für Groß und Klein. Ich lehne mich zurück. Vito schweigt. Kein iPad. Keine Fragen. Nur Wärme und Stille. Das ist – für Mütter wie mich – der eigentliche Luxus.
Natürlich darf auch ein Ausflug auf die Plose nicht fehlen. Im Sommer warten Wanderpfade, Erlebniswege, Schatzsuchen; im Winter Pisten, Loipen und Rodelbahnen. Alles ist auch für Familien ohne Superausrüstung zugänglich. Und dann ist da Brixen. Eine Stadt, die sich anfühlt wie ein Espresso mit Hafermilch: traditionell, aber mit Überraschungen. Vito isst sein drittes Eis und ich erfreue mich einfach.
Zurück im Resort spielen wir Tischtennis, Airhockey und Tischfußball. Franziska Sanoner sagte mir: „Wenn Familien abreisen, sollen sie sagen: Das war richtig gut. Wir kommen wieder.“ Vito sagt beim Einpacken nur drei Worte: „Kaninchen. Alpaka. Sauna.“ Ich stimme zu.