Sportler sind Krisen gewohnt. Persönliche zumindest, sie nennen sie Niederlagen. Oder Verletzungen. Anna Veith ist vor allem in der zweiteren Krise erfahren; und das sind niemals schöne Erfahrungen. Nicht für eine Skifahrerin, die den Duft des Sieges und der ganz großen Triumphe mehrfach inhaliert hat. Bei Verena Preiner ist der Fall anders gelagert. Lange Verletzungen blieben der Siebenkämpferin bisher erspart – und doch gab es ein Jahr nach der sensationellen WM-Medaille in Doha den ersehnten Höhepunkt des Jahres nicht: die Olympischen Spiele 2020 in Tokio werden erst 2021 ausgetragen werden.

Für beide gilt aber: In Krisenzeiten, da war oft die Heimat die Säule zum Anlehnen. „Meine Mutter ist zweifelsohne einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Sie war und ist immer für mich da, hat mich gelehrt, ich selbst zu sein und mich dabei unterstützt, meinen Stärken zu vertrauen und meinen Weg zu gehen“, sagt Anna Veith, geborene Fenninger, über Mama Martina. Und spricht aus, worum es geht: „Gerade im Spitzensport brauchst du Menschen, die dich auch in schwierigen Zeiten auffangen und dir zur Seite stehen.“ In der Zwischenzeit hat die 30-Jährige mit Ehemann Manuel noch eine zweite Bezugsperson, die Stütze in der Krise ist.

Anna Veith: "Meine Mutter fängt mich in schwierigen Zeiten auf"
Anna Veith: "Meine Mutter fängt mich in schwierigen Zeiten auf" © APA/HELMUT FOHRINGER

Ganz ähnlich ist es bei Preiner: „Meine Mama versuchte und versucht noch immer, mich dauernd zu beschützen. Sie hat mich immer unterstützt, ist bei Wettkämpfen immer dabei. Und ich weiß noch, wie sehr ich den Moment in Doha genossen habe, als ich meine Eltern das erste Mal nach der Medaille getroffen habe. So etwas vergisst man einfach nie.“ Dazu kommt die Gewissheit, dass Hilfe immer maximal einen Anruf entfernt ist. „Wäre ich verletzt, die Mama käme sofort. Sie hat immer einen guten Tipp, auch wenn sie manches anders sieht. Sie hat eben immer ein offenes Ohr.“

Siebenkämpferin Verena Preiner
Siebenkämpferin Verena Preiner © GEPA pictures

Logisch, dass bei Familie Preiner der Muttertag immer wichtig war: „Das war schon etwas Besonderes – das Basteln in der Schule, das Lernen der Gedichte. Meine Geschwister und ich haben schon versucht, der Mama an diesem Tag alles zu gönnen.“ Zumindest eines hat sich nicht geändert, jetzt geht es nach der Corona-Krise ja zum Glück auch offiziell: Auch diesen Muttertag wird Preiner wieder daheim verbringen. Bei Mama Martina, die übrigens nach wie vor Vorbildwirkung hat: „Sie kümmert sich einfach immer um alles. Es ist alles organisiert, alles geplant. Und das ist etwas, was ich schon sehr bewundere.“ Warum? „Weil ich im Leben abseits des Sports schon ein wenig schusselig bin. Da lebe ich eher so in den Tag hinein. Außer es ist Wettkampf, da habe ich schon einen genauen Plan - weil was, wenn ich einmal ein Paar Spikes vergesse? Ich brauche ja für fast jeden Bewerb eigene Schuhe. . .“

Aber auch in diesem Notfall wäre die Mama da. „Sie ist mein Fels in der Bradnung“, sagt Veith, „und für sie bin ich nicht die Olympiasiegerin oder Weltmeisterin. Sondern einfach die Anna.“ Und diese Gewissheit, die hilft. Gerade in Zeiten der Krise.