* Name wurde von der Redaktion geändert

Jan* ist 25, als er auf Feigwarzen in seinem Genitalbereich aufmerksam wird. Der Besuch beim Arzt bringt schnell Klarheit: Jan hat sich mit HPV – den humanen Papillomaviren – infiziert. Dass HPV auch Männer betreffen kann, ist ihm damals nicht klar. "Ich bin in dem Wissen aufgewachsen, dass das nur Mädchen betrifft. Auch meine Freunde wussten nichts von HPV." Dass es eine Impfung gibt, die vor Krebsarten schützt, die durch die HPV-Viren ausgelöst werden, weiß er zu dem Zeitpunkt zwar – allerdings nicht, dass diese auch für Buben beziehungsweise Männer empfohlen wird. "Es hat dann echt ein bisschen gebraucht, bis es Klick gemacht hat: Wäre ich geimpft gewesen, wäre das wahrscheinlich gar nicht passiert." 

Humane Papillomaviren: Was ist das?

Die Abkürzung HPV steht für humane Papillomaviren. Diese können zahlreiche Erkrankungen auslösen, allen voran Gebärmutterhalskrebs, aber auch Krebs an Penis, Anus, Vulva, Kehlkopf oder Rachen. Übertragen werden die Viren durch direkten Schleimhautkontakt, vor allem bei Sex. Vermeidbar ist der Kontakt mit den Viren kaum: Etwa 80 Prozent aller Männer und Frauen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit genitalem HPV. 

Die meisten HPV-Infektionen heilen unbemerkt ab. Problematisch sind jene, die längerfristig bestehen bleiben, da sie Gewebeveränderungen hervorrufen können, aus denen sich in manchen Fällen Krebs entwickeln kann. Dazu muss man wissen, dass es verschiedene HPV-Typen gibt, die sich in Hoch- und Niedrigrisiko-HPV-Typen unterscheiden lassen.

Betroffener hätte sich bessere medizinische Aufklärung gewünscht

Jan hat Glück. Bei ihm handelt es sich um einen Niedrigrisiko-HPV-Typ. Laut dem Robert-Koch-Institut gehören Warzen auslösende Typen generell zur Gruppe der Niedrigrisiko-HPV-Typen. Über die Infektion ausreichend beraten fühlt sich der PhD-Student allerdings nicht: "Viele Ärzte scheinen sich mit HPV tatsächlich nicht wirklich auszukennen. Der erste Arzt, bei dem ich war, hat mir gegen die Feigwarzen einfach etwas verschrieben, was heute eigentlich gar nicht mehr empfohlen wird. Er hat mit sogar von der HPV-Impfung abgeraten."

Weil der damals 25-Jährige selbst anfängt, zu HPV zu recherchieren, kommen ihm Zweifel an den Aussagen seines Arztes. Er sucht daraufhin eine Ärztin auf, die ihm in Hinblick auf seine Feigwarzen zumindest teilweise weiterhilft: "Es wurde zwar die richtige Therapie angewandt und ich wurde auch darauf hingewiesen, dass die Feigwarzen sich auch intraanal befinden können – allerdings wurde mir nur eine perianale Therapie verschrieben. Nachdem die äußeren und sichtbaren Feigwarzen abgeheilt waren, war der Fall für sie 'erledigt'." 

Betroffener: "Es war psychisch sehr belastend"

Weil der junge Mann damals nicht das Gefühl hat, dass die Krebsgefahr im Rektum vollständig abgeklärt ist, sucht er daraufhin einen Wahlarzt auf und lässt eine Anoskopie (Untersuchung des Analkanals) durchführen. "Für mich war diese Behandlung wichtig, da mich die gesamte Infektion insbesondere psychisch sehr belastet hat. Erst als ich die Entwarnung bekommen habe, konnte ich mich wieder beruhigen." Bereits kurze Zeit, nachdem Jan von seiner Infektion erfährt, beschließt er außerdem, die HPV-Impfung nachzuholen.

Gratis HPV-Impfangebot für alle bis 21 ausgeweitet

Seit dem 1. Februar können sich alle 9- bis 20-Jährigen gratis gegen humane Papillomaviren impfen lassen. "Mit der kostenlosen HPV-Impfung ersparen wir jedes Jahr Hunderten Menschen in Österreich eine Krebserkrankung und retten viele Leben", so Gesundheitsminister Johannes Rauch in einer Presseaussendung. "Das ist ein Meilenstein in der österreichischen Gesundheitsvorsorge."

Bis dahin war die kostenlose HPV-Impfung nur bis zum vollendeten 12. Lebensjahr möglich. Generell empfohlen wird die HPV-Impfung laut dem Impfplan des Gesundheitsministeriums jedoch für alle bis zum vollendeten 30. Lebensjahr. 

Eine Petition hatte sich im Vorfeld dafür eingesetzt, dass das gratis HPV-Impfangebot ausgeweitet wird: "Ein wichtiger erster Schritt, um Gebärmutterhalskrebs und andere Folgen von HPV zu verhindern." Bis zur von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Durchimpfungsrate von 90 Prozent sei es allerdings noch ein weiter Weg, so die Initiatoren, weswegen die Petition weiterlaufe. 

Aktuell müssen Personen nach ihrem 21. Geburtstag für die vollständige HPV-Impfung bis zu 624 Euro zahlen (die genauen Kosten variieren je nach Bundesland). Auch Jan musste seine Impfung aus eigener Tasche bezahlen: "Das ist ein unglaublicher Betrag, der insbesondere für junge Menschen unerschwinglich ist und meiner Meinung nach eine Kassenleistung darstellen sollte."