Die vierte Welle, Impfdurchbrüche und die 2G-Regel sorgen derzeit für viel Unsicherheit und Diskussionsstoff. All diese Dinge werden uns wohl noch einige Wochen begleiten, meinte Virologin Monika Redlberger-Fritz im ZiB2-Interview am Sonntagabend.

Wie auch andere Experten, ist sie der Meinung, dass der Herbstanstieg schon im Sommer vorausgesehen werden konnte. Denn schon da zeichnete sich ab, dass die Impfrate nicht ausreichen wird, um einen solchen zu verhindern. Außerdem dürften die Zahlen noch weiter in die Höhe schießen: „Man darf nicht vergessen: Die Menschen mit Infektionen, die wir in den letzten Tagen entdeckt haben, haben sich schon letzte Woche angesteckt und wiederum andere angesteckt. Daher müssen wir rechnen, dass die Zahlen noch höher gehen“, so die Virologin im ZiB2-Gespräch.

Dazu kommt, dass, auch wenn sich jetzt einige Menschen impfen lassen, es dauern wird, bis der Impfschutz einsetzt: „Die Impfung ist kein Wunder. Es dauert mindestens 21 Tage bis jene, die erstmalig geimpft sind, in den Impfschutz hineinkommen. Es ist wichtig, das zu kommunizieren, damit die Leute, die jetzt geimpft wurden, nicht unvorsichtig werden.“ Daher gelte: Je schneller sich die Menschen impfen lassen, desto schneller könne die Inzidenz wieder sinken.

Treiber der Pandemie

Denn trotz Impfdurchbrüchen seien Ungeimpfte aktuell die Treiber der Pandemie, erklärte die Expertin anhand eines Beispiels: „Wenn ich 100 Menschen, die geimpft sind, dem Virus aussetze, dann werden sich 70 davon nicht infizieren. Wenn ich hingegen 100 ungeimpfte Menschen habe, werden sich 99 davon anstecken und das Virus auch weitergeben. Dazu kommt, dass die 30 Geimpften, die sich infizieren, das Virus nicht 1:1 weitergeben, sondern sind wieder um 70 Prozent weniger ansteckend.“

Doch muss ein Lockdown her, wenn das nicht der Fall ist? „Aus rein virologischer Sicht ist der Lockdown die effizienteste Maßnahme, um sehr rasch eine Infektionswelle zu brechen. Aber dass die Bevölkerung dabei nach zwei Jahren nicht mehr mitspielen möchte, ist auch klar“, so Redlberger-Fritz. Einen lokal begrenzten Lockdown hält die Expertin dann für nötig, wenn ein „Worst-Case-Szenario“ eintritt – also wenn die Zahlen in einzelnen Regionen des Landes massiv ansteigen.