Wenn es darum geht, mit welchen Mitteln die Coronavirus-Pandemie bekämpft werden kann, da sind es aktuell zwei Themen, die ohne Zweifel im Vordergrund stehen: die Covid-Schutzimpfung und Lockdown. Über Medikamente, speziell für die Behandlung von Covid-19 entwickelt, wird vergleichsweise kaum gesprochen.

Eines dieser Arzneimittel hat direkten Österreich-Bezug: das sogenannte Penninger-Medikament. Der korrekte Titel lautet APN01. Entwickelt wird es vom Biotechnologie-Unternehmen Apeiron Biologics. Dessen Gründer und nunmehriges Aufsichtsratsmitglied Josef Penninger hat mit der Forschung zu APN01 schon vor Jahren begonnen, und zwar als Reaktion auf andere Sars-Viren, wie etwa Sars oder auch Mers.

Phase II abgeschlossen

Nach einer vor kurzem abgeschlossenen Phase-II-Studie liegen seit kurzem erste, vielversprechende Erkenntnisse vor. Wichtig an dieser Stelle zu erwähnen ist aber, dass die Daten noch weiter analysierte werden müssen, auch eine Veröffentlichung in einer wissenschaftlichen Fachpublikation steht noch aus. „Mit den Ergebnissen sind wir sehr zufrieden, wir wussten aber, dass die wissenschaftliche Forschungsarbeit, die Basis von Josef Penninger sehr vielversprechend war“, sagt Peter Llewellyn-Davies, Vorstandsvorsitzender von Apeiron.

Was weiß man aktuell über die Wirksamkeit?

Untersucht wurde in der Studie primär, ob eine Behandlung mit diesem Präparat die Sterblichkeit senkt und auch ob es die Dauer der künstlichen Beatmung verkürzt.

Die Studie umfasste 178 schwer an Covid-19 erkrankte Probanden. 88 von diesen wurden über den Zeitraum von sieben Tagen mit APN01 behandelt, 90 bekamen ein Placebo verabreicht (Kontrollgruppe). Da es sich um eine Doppelblindstudie gehandelt hat, wussten weder Patient noch Arzt, wer ein Placebo und wer das Medikament erhält. Verabreicht wurde APN01 übrigens zusätzlich zur für den Patienten vorgesehenen Behandlung. 

In der Kontrollgruppe verstarben zwölf Patienten, in jener die APN01 erhalten neun. Allerdings ist dieser Unterschied zu klein, um wirklich aussagekräftig zu sein. Es ist aber vor allem der zweite Teil des Studienziels, der vielversprechend ist. Denn jene Zeit, in der Probanden künstlich beatmet werden mussten, konnte im Durchschnitt um zwei bis drei Tage verkürzt werden. Das bedeutet im Normalfall auch, dass diese Patienten um diese Zeit weniger auf einer Intensivstation verbringen müssen. Im Beobachtungszeitraum von 28 Tagen verringerte sich die Viruslast im gesamten Körper, aber auch der Allgemeinzustand verbesserte sich stark.

Wieso umfasste die Studie nur so wenige Menschen?

Im Vergleich zu den Zulassungsstudien bei Impfstoffen, umfasst diese Studie einen kleinen Probandenkreis. „Die Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen unterscheidet sich stark“, erklärt Apeiron-Forschungsleiterin Romana Gugenberger. „Impfstoffe werden etwa gesunden Menschen verabreicht, sie sollen einer Erkrankung vorbeugen, Medikamente in dieser Phase Erkrankten verabreicht, denn sie müssen ja die klinische Wirksamkeit im Krankheitsfall beweisen.“ Grundsätzlich liegt die Auswahl der Patienten bzw. der Probanden bei der Ärztin, der Patient habe aber das letzte Wort, er müsse sein OK geben.

Wie funktioniert das Medikament?

„APN01 verhindert, dass das Virus dorthin kommt, wo es sich vermehren kann, es verhindert den Eintritt in die Zelle“, erklärt Gugenberger. Das tut es, indem das Präparat an den Viren andockt und blockiert jene Stellen, die eine Verbindung mit den ACE2-Rezeptoren der Zellen aufbauen möchten. Dem Virus fehlt sozusagen der Schlüssel, um in die Zelle einzudringen, um sich dort zu vermehren.

Auch in Bezug auf die unterschiedlichen Mutationen bzw. die Varianten von Sars-CoV-2 ist dieses Vorgehen interessant, denn der Andockmechanismus sei derselbe, so Gugenberger

Genetiker Josef Penninger
Genetiker Josef Penninger © APA/Hochmuth

Wann wird APN01 zugelassen?

Diese Frage kann noch nicht beantwortet werden, denn es braucht eine Phase-III-Studie, „aber die Finanzierung ist die Herausforderung“, sagt Llewellyn-Davies. Er wünsche sich mehr Unterstützung der öffentlichen Hand, sagt er im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Für die Entwicklung von APN01 erhielt Apeiron bislang 5,6 Millionen Euro an Förderungen und Darlehen aus Österreich.

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