Egal, ob es um die schräge Frisur der Kollegin geht oder den neuen Lover von Superstar Madonna: Klatsch ist spannend, macht Spaß und soll laut einer Studie sogar Stress abbauen. Gehirnforscher fanden außerdem heraus, dass wir uns den Inhalt des geheimen Getuschels besser merken können als wichtige Nachrichten. Obwohl Klatsch nie tiefgründig ist, sondern immer nur an der Oberfläche bleibt, gibt es Regeln. Wer sie beachtet, kann mit den kleinen Lästereien sein Leben bereichern, ohne anderen zu schaden.

Klatsch und Tratsch spielen im Leben vieler Menschen eine große Rolle. So sind Promi-Magazine aus dem Fernsehprogramm kaum noch wegzudenken und Klatschzeitungen sind eine feste Institution am Medienmarkt. Doch fast noch spannender ist das Privatleben von Kollegen und Nachbarn. Die Faszination für intime Details aus dem Alltag anderer Menschen erklärt der Psychologe Manuel Tusch aus Köln so: "Man erfährt Neuigkeiten und ist stets auf dem aktuellen Stand. Vielen Leuten gibt das Halt und Sicherheit." Außerdem sei der Mensch von Natur aus neugierig, fügt er hinzu. Dieses Grundbedürfnis wolle so oft wie möglich befriedigt werden.

"Der Alltag ist schon belastend genug. Tratsch bietet eine willkommene Abwechslung und beschert Leichtigkeit - ein weiteres Grundbedürfnis des Menschen", sagt Tusch. Der Begriff Tratsch sei aber allzu negativ besetzt. Dabei gäbe es durchaus spannende, positive und wertschätzende Tratschthemen, an denen man sich erfreuen und aufbauen kann - zum Beispiel, wenn sich die nette Kollegin endlich von ihrem fremdgehenden Freund getrennt hat.

"Oft ist man aber auch froh, die Probleme der Leute, über die gerade getratscht wird, selbst nicht zu haben", sagt Verena Wriedt, Moderatorin eines Boulevard-Magazins im Fernsehen. Im Gegensatz dazu könne manchmal auch Neid aufkommen, wenn es um neue Liebschaften, Babygerüchte oder romantische Heiratsanträge geht.

Obwohl Tratsch selten tiefgründig ist, kann er Menschen verletzen. "Wichtig ist, immer eine Wertschätzung demjenigen gegenüber zu verspüren, über den getratscht wird", sagt Tusch. Neben Krankheiten und schweren Lebenskrisen gehören Details zur Sexualität zu den Tabuthemen beim Tratsch, warnt Wriedt.

Okay sei dagegen alles, was den Tatsachen entspricht und nicht vertraulich ist, erläutert Tusch. Werden gezielt Halb- oder gar Unwahrheiten verbreitet, könne aus Klatsch sehr schnell Verleumdung werden. Außerdem sollte jeder darauf achten, mit wem er tratscht: "Ein gewisses Vertrauensverhältnis sollte vorhanden sein, um sichergehen zu können, dass unter dem Siegel der Verschwiegenheit Erzähltes nicht unkontrolliert weitergetragen wird."

Auch am Arbeitsplatz wird täglich getuschelt, gemutmaßt, gemunkelt und gelästert. "Ob privat oder im Job - ein Gerücht ist Futter für die Seele. Für Menschen, die mit ihrer eigenen Situation unzufrieden sind, ist Lästern oft ein Ventil, um angestauten Ärger loszuwerden", weiß Jürgen Hesse vom Büro für Berufsstrategie. Er rät aber, der eigenen Sensationslust nicht uneingeschränkt nachzugeben. Die Verbreitung von Gerüchten könne sich schnell zu einer Form von Mobbing ausweiten.

Wer in eine Lästerrunde gerät, müsse aber nicht umgehend den Raum verlassen. "Das kommt bei den Kollegen nicht gut an. Außerdem geht einem so der Informationsvorsprung verloren. Schließlich kann es in den Gesprächen auch mal um Dinge gehen, die das Unternehmen betreffen", sagt der Job-Coach. Er rät zum goldenen Mittelweg: "Man sollte dem tratschenden Kollegen positiv begegnen, ihn bei seinen Lästereien aber nicht bestärken."