Dass Mikroplastik durch Nahrungsaufnahme in den menschlichen Körper gelangt, ist nicht neu. Nun wurde aber erstmals nachgewiesen, dass auch im menschlichen Blut Verschmutzung durch Mikroplastik vorliegt. Bei einer Untersuchung an der Vrije Universiteit in Amsterdam wurden die Partikel im Blut von 80 Prozent der getesteten Personen gefunden. 

Bei manchen Tieren wurde Mikroplastik schon vor einigen Jahren im Blut nachgewiesen. Die Gefahr daran: Durch das Blut können winzige Plastikteilchen in den ganzen Körper gelangen und sich dann an unterschiedlichen Organen festsetzen. Welche Folgen das genau haben könnte, muss erst erforscht werden.

Bedenkt man die Menge an Mikroplastik, die regelmäßig in den menschlichen Körper gelangt, scheint es nicht verwunderlich, dass Partikel auch ins Blut gelangen: Fünf Gramm Plastik, etwa das Gewicht einer Kreditkarte - so viele winzige Plastikteilchen gelangen durchschnittlich pro Kopf und Woche in den menschlichen Magen-Darmtrakt. Ob von den aufgenommenen Mikro- und Nanokunststoffen ein Gesundheitsrisiko ausgeht, wird in zahlreichen Studien untersucht, ist aber bisher weitgehend unbekannt, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung der Med Uni Wien. Ein Forscherteam der Med Uni hat den aktuellen Stand der Wissenschaft zusammengefasst.

Der Artikel dazu wurde im Journal Exposure & Health publiziert. Im Zentrum der medizinischen Forschung zur Thematik steht das Verdauungssystem, wo Mikro- und Nanoplastikpartikel (MNP) im Gewebe nachgewiesen werden können. Experimentelle Studien weisen darauf hin, dass MNP, die über den Magen-Darmtrakt aufgenommen werden, zu Veränderungen in der Zusammensetzung des Darmmikrobioms führen. Diese Veränderungen werden mit der Entstehung von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Fettleibigkeit oder chronischen Lebererkrankungen assoziiert, berichtete das Forschungsteam um Elisabeth Gruber (Klinische Abteilung für Viszeralchirurgie) und Lukas Kenner (Klinisches Institut für Pathologie).

Neben den Auswirkungen auf das Darmmikrobiom beschrieben Wissenschafterinnen und Wissenschafter außerdem spezielle molekulare Mechanismen, die die Aufnahme von MNP in das Darmgewebe erleichtern. Es wurde gezeigt, dass MNP im Magen-Darmtrakt unter bestimmten physikochemischen Gegebenheiten vermehrt aufgenommen werden und Mechanismen aktivieren könnten, die an lokalen Entzündungs- und Immunreaktionen mitwirken. Insbesondere die winzig kleinen Nanokunststoffe werden mit biochemischen Vorgängen in Verbindung gebracht, die entscheidend an der Krebsentstehung beteiligt sind.

Nanoplastik wird mit einer Größe von unter 0,001 Millimeter definiert, Mikroplastik ist mit 0,001 bis fünf Millimeter teilweise noch mit freiem Auge sichtbar. In die Nahrungskette gelangen MNP unter anderem aus Verpackungsabfall. In den Körper werden die Plastikteilchen nicht nur über Lebensmittel wie insbesondere Meereslebewesen oder Meersalz geschleust, auch das Trinken spielt dabei eine Rolle.

Wer die empfohlenen 1,5 bis zwei Liter Wasser pro Tag aus Plastikflaschen trinkt, nimmt einer Studie zufolge allein auf diese Weise rund 90.000 Plastikpartikel pro Jahr zu sich. Wer zu Leitungswasser greift, kann - je nach geografischer Lage - die Menge auf 40.000 reduzieren. Außerdem wiesen Forschende eine weit verbreitete Kontamination von Mineralwasser mit Xenohormonen nach, die aus PET-Flaschen (Polyethylenterephthalat) ausgewaschen werden. Xenohormone weisen eine starke östrogene Aktivität auf, die im Körper krebserregend wirken kann.

Die potenziellen negativen Folgen von Plastikpartikeln für die Gesundheit könnten insbesondere bei Menschen mit chronischer Krankheitsbelastung zu Tragen kommen, sagte Lukas Kenner: "Ein gesunder Darm kann das Gesundheitsrisiko eher abwehren. Aber lokale Veränderungen im Magen-Darmtrakt, wie sie bei chronischen Erkrankungen oder auch negativem Stress vorliegen, könnten für die schädlichen Auswirkungen von MNP anfällig machen."