Pünktlich im Oktober, passend zum Brustkrebsmonat, kehren sie wieder: Die Empfehlungen, an Frauen gerichtet, regelmäßig ihre Brust selbst abzutasten. Nach Knoten, nach Veränderungen, um so Brustkrebs auf die Spur zu kommen. Allerdings sollte man sich nicht in Sicherheit wiegen – die Brust abzutasten, kann regelmäßige gynäkologische Untersuchungen bei der Fachärztin, beim Facharzt oder auch Mammografien nicht ersetzen. Einerseits ist das Unterfangen an sich kein ganz einfaches. Andererseits „kann es im Rahmen des Zyklus zu Veränderungen des Brustdrüsengewebes kommen“, erklärt Gabriel Rinnerthaler. So werden Knoten entdeckt, die Ängste schüren und auch zu nicht notwendigen Biopsien führen. Studien haben gezeigt, dass die Selbstuntersuchung weder das Brustkrebsrisiko noch die Brustkrebssterblichkeit beeinflusst. Es steigert jedoch das Bewusstsein für die eigene Brustgesundheit und hilft, Veränderungen frühzeitig wahrzunehmen, sollte aber immer mit weiteren Früherkennungsmaßnahmen kombiniert werden.

Umso wichtiger ist es für Frauen, ihr individuelles Brustkrebsrisiko zu kennen bzw. Risikofaktoren so gut wie möglich zu minimieren oder zu meiden. Denn: In Österreich erkrankt etwa eine von acht Frauen im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Pro Jahr gibt es in Österreich zwischen 5500 und 6000 Neudiagnosen und etwa 1600 Todesfälle.

Gabriel Rinnerthaler, Onkologe, MedUni Graz
Gabriel Rinnerthaler ist Onkologe © Privat

Wie sieht die medizinische Familiengeschichte aus?

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Eine erste Frage, um sein eigenes Risiko zu ergründen, ist jene nach der medizinischen Familiengeschichte. Hat es in der Familie schon Brustkrebsfälle gegeben, wenn ja, mütterlicher oder väterlicherseits? Denn etwa zwanzig Prozent der Mammakarzinomfälle treten familiär gehäuft auf - das bedeutet, man hat ein genetisch bedingt höheres Risiko. Liegen also in der Familie schon Fälle vor, kann man mithilfe eines Gentests auf bestimmte bekannte Mutationen (wie BRCA-1 und -2) testen. Die genannten Mutationen erhöhen auch das Eierstockkrebs-Risiko. Wird der Verdacht durch den Test bestätigt, werden die betroffenen Frauen engmaschiger überwacht.

Liegt diese familiäre Hochrisikosituation nicht vor, gilt in Bezug auf Vorsorge Folgendes: Ab dem 18. Lebensjahr wird jährlich eine Untersuchung bei der Frauenärztin, beim Frauenarzt samt Brustuntersuchung empfohlen. Zusätzlich gibt es in Österreich das Mammografie-Vorsorgeprogramm. Zwischen 45 und 74 kann alle zwei Jahre eine Mammografie durchgeführt werden, Frauen zwischen 40 und 44 Jahren sowie über 70 Jahren können auf eigenen Wunsch teilnehmen. „Man sollte diese Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen, um Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und entsprechend behandeln zu können“, sagt Rinnerthaler.

Risikofaktoren, die man beeinflussen kann

Neben den genetischen Risikofaktoren ist das Alter ebenso ein solcher. „Je älter ich bin, umso höher ist das Risiko, Brustkrebs zu bekommen“, erklärt der Experte. Auch Frauen mit früher erster Regel (vor 12) oder später Menopause (nach 55) haben ein erhöhtes Brustkrebsrisiko, da sie länger weiblichen Geschlechtshormonen ausgesetzt sind.  Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe haben nicht nur häufiger Brustkrebs, sondern Tumoren sind bei ihnen auch schwerer in der Mammografie zu erkennen. Zudem haben Frauen, die bereits einmal an Brustkrebs erkrankt waren, ein erhöhtes Risiko für eine erneute Erkrankung.

Darüber hinaus beeinflussen auch Lebensstil und hormonelle Faktoren das Erkrankungsrisiko. Frauen, die körperlich inaktiv sind oder nach den Wechseljahren übergewichtig werden, haben ein höheres Risiko als normalgewichtige Frauen. Auch eine länger als fünf Jahre andauernde Hormonersatztherapie mit Östrogen und Progesteron sowie bestimmte Verhütungspillen können das Risiko erhöhen. Ebenso zeigen Studien, dass Frauen, die ihr erstes Kind nach dem 30. Lebensjahr bekommen, nicht stillen oder nie eine Schwangerschaft bis zum Ende austragen, häufiger an Brustkrebs erkranken. Ein zusätzlicher Risikofaktor ist Alkoholkonsum, wobei das Risiko mit steigender Trinkmenge zunimmt. Auch Rauchen wirkt sich ungünstig aus.

Woman with pink ribbon on light background. Breast cancer awareness concept
Pink Ribbon: Der Oktober steht jedes Jahr im Zeichen von Brustkrebs © Adobestock

Die gute Nachricht: Viele dieser Faktoren lassen sich durch den eigenen Lebensstil beeinflussen. Eine ausgewogene Ernährung, der Verzicht auf Alkohol und Nikotin sowie regelmäßige Bewegung können das Brustkrebsrisiko deutlich senken. „Bewegung ist ein wirklich wichtiger Faktor“, betont Rinnerthaler. Wichtig ist hier die Regelmäßigkeit. Empfohlen werden von der amerikanischen Krebsgesellschaft zweieinhalb bis fünf Stunden moderater Sport pro Woche. Auch Alltagsbewegungen kann man hier hinzuzählen: Treppen statt dem Lift benützen, geringere Distanzen zu Fuß oder mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zurückzulegen. Ein bis zwei Stunden pro Woche sollte man sich intensiv bewegen, etwa beim Laufen, Tennis spielen oder Schwimmen