Hat man eine Brustkrebsdiagnose erhalten und wird behandelt, ist wohl die größte Hoffnung, dass die Therapie wirkt. Um ein genaues Bild vom Status der Erkrankung zu erhalten, müssen Patientinnen regelmäßig zu Kontrollen. Via bildgebenden Verfahren wird überprüft, ob sich der bzw. die Tumore verändert haben – ob sie vielleicht gewachsen sind. Ist Letzteres der Fall, kann das bedeuten, dass der Krebs Resistenzen gegenüber der Therapie entwickelt hat.
In Folge muss die Therapie angepasst werden, um die Ausbreitung des Krebses und somit das Leben der Patientin zu retten. Doch bildgebende Verfahren wie eine Computertomografie (CT) sind zeit- und kostenaufwändig. Hinzu kommt, je früher man Hinweise auf Resistenzen hat, umso eher kann man therapeutisch darauf reagieren. Auf Basis dieser Überlegungen haben Forschende einen Bluttest entwickelt, die Ergebnisse der Studie wurden bei der jährlichen Konferenz der „American Society of Clinical Oncology“ präsentiert. „Die Daten sind sehr erfreulich“, sagt auch Philipp Jost, Vorstand der Onkologie am LKH-Uniklinikum Graz.
Kleinste Mengen Tumor-DNA
Brustkrebspatientinnen wurde in regelmäßigen Abständen Blut abgenommen, das wurde nach DNA von Tumorzellen untersucht, die vom Krebs in ganz kleinen Mengen abgegeben wird. Und anhand dieser DNA kann man Erbgutveränderungen des Tumors detektieren. Die Fragestellung, die im Vordergrund stand, war, zu klären, ob ein Bluttest ausreichend ist, um zu erkennen, wann ein Tumor resistent gegen ein Standardmedikament (Anti-Östrogen-Therapie) wird. „Es hat sich bei dieser Studie gezeigt, dass man die Veränderungen im Tumor viel früher mit der Liquid Biopsy detektieren kann, viel früher als mit der Standardbildgebung“, sagt Jost.
Was noch zu untersuchen ist, bzw. was die Studie nicht ausreichend analysiert hat, ist, welchen Vorteil die Früherkennung von Resistenzen wirklich hat. „Die Studienergebnisse suggerieren, dass die Patientinnen wahrscheinlich länger leben, aber so richtig sauber darstellen konnte diese Arbeit das noch nicht.“
Fachleute, die nicht an der Studie beteiligt waren, bewerteten die Ergebnisse in einem Artikel der „New York Times“ als „Praxis verändernd“. Es sei in der Tat außergewöhnlich, bei soliden Tumoren derartige Veränderungen über einen Bluttest feststellen zu können, so Jost. Das könne künftig dazuführen, dass CT und Co. zur Überwachung der Krebserkrankung nicht mehr in diesem Ausmaß notwendig sein werden.
Die Liquid Biopsy
In Bezug auf Blutkrebs (Leukämie) werde die Liquid Biopsy schon seit Längerem angewendet. Auch bei Lungenkrebs nutzt man diese Art des Nachweises, „aber nur, um zu sagen, ob ein Medikament wirkt oder nicht“, erklärt Jost. „Das bedeutet, diese neue Studie zu Brustkrebs erweitert das Einsatzgebiet der Liquid Biopsy.“ Zudem ist es ein weiterer Schritt hin zu einer noch individuelleren Krebstherapie.
Um eine Brustkrebserkrankung grundsätzlich rasch zu detektieren und behandeln zu können, rät Jost zu regelmäßigen Kontrolluntersuchungen bei der Frauenärztin, dem Frauenarzt – inklusive Mammografie, die er weiterhin als zentralen Baustein der Brustkrebsvorsorge sieht. „Wird eine Veränderung erkannt, können wir so rasch die nächsten notwendigen Schritte setzen“, sagt der Experte.