„Kitafrei“ heißt ein Trend, dem immer mehr Mütter in den sozialen Medien huldigen. Sie entscheiden sich bewusst dafür, ihre Kinder so lange wie möglich selbst zu Hause zu betreuen. Doch ist es nicht ein Geschenk, wenn Kinder nach der ersten Zeit der völligen Abhängigkeit immer selbstständiger werden und ihr eigenes Leben entdecken? Genau an diesem Punkt kam bei uns die Kindertagesstätte (Kita) ins Spiel:
Sie ist für meine Tochter die erste kleine Welt außerhalb der Familie. Ein Ort voller Spiel, Geborgenheit und Lachen, den sie jeden Morgen mit leuchtenden Augen betritt. Nicht, weil es zu Hause an etwas fehlen würde, sondern weil es für sie ein Abenteuer ist, Räume abseits ihrer Kernfamilie zu erobern. Und Hand aufs Herz: Wir alle sind froh, dass dort im Morgenkreis eine Pädagogin mit ihr singt und nicht ich am Küchentisch.
Kita als sozialer Gleichmacher
„Kitafrei“ wäre für uns nie eine Option. Denn die Einrichtungen bieten etwas, das ich mir für das Leben meiner Tochter wünsche: Gleichstellung. Hier verbringen Kinder gemeinsam lehrreiche, lustige und bunte Stunden – unabhängig davon, ob ihre Eltern frisch kochen oder zu Tiefkühlgerichten greifen, ob sie zum Einschlafen weißes Rauschen einschalten oder den Fernseher plärren lassen. Kita bedeutet Teilhabe, für Kinder wie für Eltern. Denn nur mit Kinderbetreuungseinrichtungen können Mütter und Väter gleichermaßen am Arbeitsleben teilnehmen und (endlich) unabhängig werden.
Mehr Druck für bessere Betreuung
Natürlich ist in Kinderbetreuungseinrichtungen nicht immer alles eitel Sonnenschein. Personalmangel und Einsparungen erschweren den Alltag oft. Doch gerade deshalb müssen wir die Einrichtungen nutzen. So entsteht ausreichend Druck, um politisch das einfordern zu können, was für flächendeckend gelingende Kinderbetreuung nötig ist. Wenn unsere Kinder eines Tages in einer gleichberechtigten Gesellschaft leben sollen, dann muss klar sein: Diese beginnt im Morgenkreis!