Bis Ende März stehen sie prominent am Wiener Heldenplatz: die drei Pavillons der Steiermark Schau 2025. „Ambition & Illusion: History Repeating?“ fragt die mobile Ausstellung an jenem Ort, an dem Hitler vor 80 Jahren am 15. März seine so genannte „Anschluss“-Rede vom Balkon der Neuen Burg hielt. Rund die Hälfte der von Günther Holler-Schuster kuratierten Schau waren Auftragsarbeiten. Die einzelnen Positionen widersprechen Folklorismen, der Eingrenzung, der Heldenverehrung sowie der Ressourcenverschwendung auf gewitzte und originelle Weise. Haben wir aus der Geschichte gelernt? Mitunter „wenig“, so der Kurator.

Von Kürzungen überschattet

Der steirische Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) sieht das Dreierlei aus Pavillons als „Prolog“ und als „starken kulturpolitischen Akzent“ in der Bundeshauptstadt. 470 Quadratmeter werden bespielt, die Kosten des Pavillons auf 2,4 Millionen Euro beziffert. Während die steirische Kulturszene infolge der Budgetkürzungen sowie dem Radikal-Umbau des Kulturkuratoriums Angst vor dem Ende der Vielfalt in der neuen blau-schwarzen Landesregierung hat und Solidaritätsaktionen plant. Zum Kulturkuratorium erklärte er auf Nachfrage: „Leider hat das in der Vergangenheit nicht immer optimal funktioniert“. Es handle sich „letztlich um Steuergelder“.

Er versuche, so Kornhäusl, in den nächsten Wochen mit vielen „in den Austausch“ und den „kritischen Diskurs“ zu treten. Es brauche sich „niemand Sorgen zu machen“ oder „Angst zu haben“ wiederholte er. Und: „Ich werde nie zulassen, dass die Politik die Deutungshoheit über die Kultur habe. Er bekenne sich zur „Tradition der Avantgarde“, zu den Bühnen, dem Universalmuseum Joanneum. Über die Zukunft der Steiermark Schau, die in der Kulturstrategie 2030 auch wegen der hohen Kosten kritisiert wurde, gab er keine detaillierte Auskunft, verwies nur auf das Bekenntnis zur Strategie im Regierungsprogramm.

In den drei Pavillons der Grazer Architekturgruppe studioWG3, wovon jener mit der Untergliederung Alpe-Adria-Raum noch einmal dreigeteilt ist, beschäftigt man sich mit Themen der Geschichte und Gegenwart. Der Pavillon mit dem Titel „Tradition und Moderne“ ist durchschnitten von Herbert Brandls wuchtigem stilisierten Gebirge. Im Stil der Panoramamalerei und in knalligen Farben symbolisiert es die Topografie der Steiermark. Constantin Luser bespielt mit einem Trompetenmann und einen monumental mit Gitarrensaiten bespannten Baum. Mit Fragen von Repräsentation beschäftigen sich gleich zwei Künstlerinnen: Bildhauerin Antonia Jeitler Büsten von Antiheld*innen auf ein Podest – mitsamt der in der Produktion entstandenen Löcher, Schürfungen und Blessuren. Karoline Rudolf wiederum nimmt performativ den Platz auf dem Podest ein. Dieser Pavillon gastiert von 1. Mai bis 28. Juli in Mariazell, von 20. August bis 31. Oktober in Leoben.

Regionale Identitäten stehen im Fokus der drei Alpen-Adria-Pavillons und der wechselvollen Historie der Grenzregion zwischen Österreich, Italien und Jugoslawien. Franz Kapfer hat sich die Geschichte des Wappentieres des Steirischen Panthers in „Gemeine Kreatur“ angeschaut. Ein Mobile der Panther wirft seine Schatten voraus und mutiert nachts auch von draußen zum Schattenspiel. Ebenso u.a. zu sehen ist ein Showroom aus Lena Violetta Leitners „Integrationszentrum für Migrierte Pflanzen (IZMP)“, wo der Widerstandswert von Blättern gemessen wird, und die Pflanzen Deutsch- und Verhaltenskurse absolvieren müssen. In den Benimmregeln heißt es u.a.: „Sei nützlich. Sei schön. Sei stark.“ Dieser Pavillon wird nach Ljubljana weiterreisen und eventuell noch nach Italien.

Imaginäre Hofgesellschaft

Der rot leuchtende Musik-Pavillon beherbergt Hingucker-Skulpturen von Erwin Wurm, die ganz der für diesen Pavillon titelgebenden barocken Theatralik eine imaginäre und gebückte und erniedrigte Hofgesellschaft verdeutlichen. Hubert Schmalix hat den Vorhang mit Emoji-Variationen gestaltet, der Einblicke auf die vorbeiklappernden Fiaker sowie den Park-Alltag gewährt. Beschallt wird der Schauraum von Kompositionen von Klaus Lang. Ab 26. April steht dieser Pavillon im Schlosspark Eggenberg, und wird zum Teil der Hauptschau im Schloss. Alle Details dazu: www.museum-joanneum.at/steiermarkschau