DIE DREI MUSKETIERE
Bewertung: ***

Der junge Aufschneider D'Artagnan will zu den Musketieren und handelt sich Ehrenduelle mit den drei berühmtesten unter ihnen ein. Die Intrigen à la "House of Cards" von Kardinal Richelieu am Hof von König Louis sind so wendungsreich, dass die Helden sich auf der gleichen Seite wiederfinden: einer für alle und alle für einen, für Gott, König und Vaterland usw. Die x-te Neuauflage von Alexandre Dumas' Actionkracher aus dem 19. Jahrhundert macht dabei vieles richtig, etwa das halsbrecherische Tempo, das manches Stereotyp kaschiert. Starbesetzt mit den flamboyanten Darstellenden Eva Green, Vincent Cassel, Romain Duris, Louis Garrel sowie Vicky Krieps (als Blaublütige). Unterhaltsames Mantel-und-Degen-Kino. (maw)

HEIMSUCHUNG
Bewertung: ****

Eine trockene Alkoholikerin, der Tod des Vaters und ein abgewracktes Häuschen am Land: Daraus fertigt der Wiener Filmemacher Achmed Abdel-Salam in seinem Debüt einen aufregend-abgründigen Genrefilm. Während die Mutter (Cornelia Ivancan) ein paar Tage Urlaub am Ort ihrer Kindheit machen und dabei das Vertrauen der Tochter (Lola Herbst) zurückgewinnen will, passieren seltsame, familienbiografische Dinge im Sonnenblumenfeld oder auf dem Dachboden. Souverän mit ruhigen Einstellungen, Zutaten vom Sozial- und Psychodrama erzählt, setzt die Regie gut geölte Schockmomente. Ein tolles Ensemble – in den Nebenrollen Inge Maux, Heinz Trixner – vermag zu begeistern, zu berühren und zu gruseln. (js)

DAS REINSTE VERGNÜGEN
Bewertung: ***

Charmante Sexkomödie aus Australien: Gina (komisch: Sally Phillips) wird 50, ihr Chef kündigt sie und ihr Mann möchte keinen Sex. Ihre Schwimmfreundinnen schenken ihr einen Stripper. Sie habe, sagt dieser, jeden Wunsch frei. Gina will, dass er ihr Haus putzt. Nebeneffekt: Eine Geschäftsidee ist geboren. Gina managt fortan ein Reinigungsservice, das körperliche Dienstleistungen von Männern inkludiert und auch Ginas Leben und ihre Ehe auf den Kopf stellt. Endlich einmal ein Midlife-Crisis-Film aus Frauenperspektive. (js)

SUZUME
Bewertung: ****

Traumabewältigung hat einen besonderen Platz im Kino Japans, wurde die Riesenechse Godzilla ja einst als Sinnbild für die Atomexplosionen in Hiroshima ins Leben gerufen. An diese Urangst der Bevölkerung setzt Makoto Shinkai ("Your Name") in seiner neuesten Arbeit an, wenngleich der Ausgangspunkt eine weit aktuellere Katastrophe ist: das Tōhoku-Erdbeben aus dem Jahr 2011, das den Super-GAU in Fukushima auslöste. Auch die Mutter der nun 17-jährigen Suzume war unter den Opfern der Tragödie – ein Trauma, das sie selbst Jahre später nicht loslässt. Die Begegnung mit einem Fremden geleitet die Jugendliche in ein turbulentes Abenteuer, bei dem magische Türen, schelmische Götterkatzen und Konfrontationen mit der eigenen Vergangenheit tragende Rollen einnehmen. Diese symbolisch aufgeladene Geschichte umrahmt Shinkai mit einem überwältigenden Bilderreigen, die Animation spielt sich gekonnt mit Schatten, Licht und Farbe. Umwerfend schönes Anime-Melodram samt aufrichtiger Emotion.

THE ORDINARIES
Bewertung: ***

COCAINE BEAR
Bewertung: **

Die inflationäre Vorbemerkung "nach einer wahren Geschichte" verwundert einen bei dieser Groteske: Ein Drogendealer wirft Kokainpäckchen über einem Wald in Georgia ab und ein Bär im Drogenrausch attackiert die Menschen. So oder so ähnlich trug es sich anno 1985 tatsächlich zu, wobei zur Ehrenrettung gesagt sei: Der echte "Pablo Escobär" hat keine Menschen auf dem Gewissen. Regisseurin Elizabeth Banks verfilmt seine rauschigen Eskapaden nun dennoch als Pseudo-B-Movie mit bärigem Angstfaktor – und scheitert dabei am Timing der nicht gerade dicht gepackten Schmähs. Was vielversprechend beginnt, verirrt sich leider bald – trotz einiger witziger Szenen. Zu wenige zündende Gags und alles andere als ein kokainlastiges Tempo vergeuden eine herrlich abstruse Prämisse. Immerhin bekam "Pablo Escobär" von MTV eine Nominierung als besten Filmbösewicht. (maw)

IM TAXI MIT MADELEINE
Bewertung: *

Es ist eine der schlimmsten Dinge, die einem in einem Taxi passieren können. Man möchte eigentlich nur in Ruhe seinen Gedanken nachhängen, da wird man vom Mitinsassen zugequatscht. Aber im Fall des mürrischen Pariser Taxifahrers Charles (Dany Boon) ist es nicht einfach irgendein Gast. Es ist die 92-jährige Madeleine (Line Renaud), die nach einem Unfall ins Altersheim muss. Um die Fahrt möglichst zu strecken und noch einmal jemanden zu haben, der ihr zuhört, erzählt sie Charles ihre Lebensgeschichte. Von der großen Liebe während des Kriegs, von ihrem sie schlagenden Ehemann, von ihrem Sohn Mathieu. Das Ganze ist auch unglaublich kitschig, die sich anbahnende Freundschaft vorhersehbar und die Rückblenden unangenehm fokussiert auf jene Momente, in denen Madeleine Opfer von Gewalt wurde. Und wer bis zum Schluss noch nicht erkannt hat, wie der ganze Film ausgehen wird, der ist vorab eindeutig eingeschlafen. (sg)

FRÜHLING IN NEAPEL
Bewertung: **

Zum Finale seiner Tetralogie besucht Filmemacher Walter Größbauer Buchläden, Konzerte, Strandleben und die Menschen dazu in Neapel – und zwar abseits des Müll- und Mafiathemas. "Frühling in Neapel" macht Lust auf Urlaub in Süditalien und der Tourismuswerbung schadet die Doku auch nicht. (js)