Die neunköpfige Jury rund um Damien Chazelle hat entschieden: Der Goldene Löwe 2023 geht an die wuchtige, schwarzhumorige Frankenstein-Fabel „Poor Things“ des griechischen Regisseurs Yorgos Lanthimos („The Favourite“). In der Emanzipationsgeschichte, die auf dem gleichnamigen Roman von Alasdair Gray basiert, brilliert Emma Stone als Frauengeschöpf, dem ein Babyhirn transplantiert wird. Diese Bella Baxter muss erst alles lernen und erforschen. Auch sich und ihren Körper.
Wie schon das Festival war auch die Preisgala vom Streik der Schauspiel- und Drehbuchgewerkschaft in Hollywood überschattet. „Ich hoffe, es wird bald Lösungen geben“, sagte Lanthimos.
Und Peter Saarsgard, der für sein berührendes Spiel in Michel Francos Demenzdrama „Memory“ mit dem Darstellerpreis geehrt wurde, warnte: „Verlieren wir den Streik, wird eine Industrie fallen – und es werden viele weitere folgen.“ Cailee Spaeny erhielt den Preis als beste Schauspielerin für Sofia Coppolas Biopic „Priscilla“ und widmete ihn Priscilla Presley. Den japanischen Oscarpreisträger Ryusuke Hamaguchi adelte die Jury für „Evil Does Not Exist“ mit dem Großen Preis.
Über den Silbernen Löwen für die beste Regie darf sich der Italiener Matteo Garrone („Io Capitano“) freuen, Darsteller Seydou Sarr erhielt den Nachwuchspreis. Guillermo Calderón und Pablo Larraín bedachte die Jury mit dem Drehbuchpreis für ihre abgedrehte Komödie „El Conde“. Und die polnische Regie-Veteranin Agnieszka Holland erhielt den Spezialpreis der Jury für ihren Film „Green Border“ über die Zustände an der polnisch-belarussischen Grenze. Ihre Protagonisten müssten sich weiter verstecken. „Nicht, weil wir ihnen nicht helfen könnten, sondern weil wir ihnen nicht helfen wollen“, kritisierte sie.
Die Filmfestspiele Venedig, die am 30. August begonnen hatten, zählen neben den Filmfestspielen in Cannes und der Berlinale zu den drei bedeutendsten der Welt. Im diesjährigen Wettbewerb hatten 23 Werke um die Preise konkurriert.