Der Dirigent, Pianist und Komponist Leonard Bernstein (1918-1990) war ein ansehnlicher Mann. Dass er eine relativ große Nase hatte, hat bis vor kurzem genau niemanden interessiert. Nun kommt ein Netflix-Film namens „Maestro“ heraus. Ein Herzensprojekt des Starschauspielers Bradley Cooper, der das Drehbuch schrieb, Regie führte und auch die Hauptrolle übernahm. Er verkörpert Bernstein mit einem Hilfsmittel: einer angeklebten Nase.

Das sorgt für Kritik. Cooper bediene mit der übertriebenen Nase antisemitische Stereotype. Eine angeklebte, große Nase sei nichts anderes als das berüchtigte „Blackfacing“, bei dem Schauspieler sich das Gesicht anmalen, um „People of Color“ darzustellen. Cooper begibt sich tatsächlich auf sehr dünnes Eis, wie ein Blick in die Filmgeschichte zeigt. 1948 spielte Alec Guinness den jüdischen Hehler Fagin in „Oliver Twist“. Er bekam eine solch enorme Nase aufgeklebt, dass seine Figur tatsächlich wie eine antisemitische Karikatur wirkte. Er sah 1:1 so aus, wie ein paar Jahre davor die Nazis Juden karikiert hatten.