Sehr geehrter Herr Schwarzenegger. – Ach was, lieber Arnold. Vorname und Sie-Form vereinen im Amerikanischen trefflich Höflichkeit und Sympathie.

Lieber Arnold, meine erste Begegnung mit Ihnen werde ich nie vergessen. Die ergab sich vor etwa 40 Jahren. Sie waren in den USA schon berühmter als daheim, ein TV-Team drehte eine Doku über Sie in Roseggers Waldheimat. Ich war ausgesandt, um Sie zu interviewen. Doch eine menschliche Mauer aus Set-Securitys schirmten Sie und den Drehort ab.
Irgendwie schaffte ich es bis in Rufweite zu Ihnen und flehte um ein paar Wortspenden, ohne die ich nicht heimzukommen wagte. Als Sie "Kleine Zeitung" hörten, brachen Sie den Dreh ab, wandten sich mir zu und sagten: "Als ich euch noch gebraucht habe, wart ihr da, wenn ihr jetzt mich braucht, bin ich da." – Musik in den Ohren des jungen Reporters.
In diesem Moment erkannte ich zwei Wesenszüge an Ihnen: Dankbarkeit und Treue. Zahlreiche Freunde aus frühen Tagen durften das schon erfahren.

Fünfmal sind Sie "Mister Universum" und siebenmal "Mister Olympia" geworden. Das könnte selbst Formel-1-Rekordmann Lewis Hamilton neidisch machen. Der Weg dahin war hart. "Zum Erfolg gibt es keine Abkürzung", haben Sie einmal gesagt.

Damit spielten Sie auf Ihre anstrengenden Trainingsjahre an und Ihre Disziplin. Selbige glauben Sie Ihrem überaus harten Vater zu verdanken, den Sie aber auch als großzügig beschreiben. Mental abgepolstert mag Sie auch Ihre "lebenslange Liebe" zu Mutter Aurelia haben. Mehrmals konnte ich Ihren zärtlichen Umgang mit ihr beobachten. Vermutlich sind Sie auch Ihren fünf Kindern ein guter Vater. Auch dem 24-jährigen Joseph, der als Seitentrieb Ihrer mittlerweile beendeten Ehe mit Maria Shriver entstanden ist.

Im Jahr 1980 legten Sie die Hanteln weg und begannen eine ernsthafte Filmkarriere. Ein bissl tapsige Erstversuche lagen da schon hinter Ihnen. Unter dem Namen Arnold Strong, den Ihnen irgendein PR-Heini aufgeschwatzt hatte, waren Sie "Hercules in New York". Auch "Kaktus Jack" war nicht so prickelnd. Doch dann kam "Conan, der Barbar": Regisseur John Milius verstand es, Ihre Muskelmasse in ein Human-Comic zu verwandeln.

Der Filmpate Ihres Lebens aber wurde James Cameron. Sein "Terminator" machte Sie zur Ikone des Actionfilms. Und in "True Lies" bot er Ihnen die Chance, Ihr komisches Talent zu beweisen.

Humor spielt offenbar auch privat eine Rolle. Als Ihr Sohn Klein-Patrick bei einem Dreh in eine Szene platzte, hätten Sie ihn weggetragen und gesagt: "Komm Schatzi, zwei Schwarzenegger können sich die nicht leisten."
Lieber Arnold, am meisten beeindruckt mich Ihr soziales und politisches Wirken. Sie unterstützen die Special Olympics seit Langem und haben das Sozialprojekt Inner City Games mitinitiiert. Und Gouverneur Kaliforniens, der fünftgrößten Wirtschaftsmacht der Erde, zu werden, ist eine Großleistung. Auch wenn Sie dann in zwei Amtsperioden Ihre Budgetziele nicht erreichten, haben Sie nachhaltige Umweltpolitik gemacht und in Gesetze gegossen. Und wie ich höre, sind Sie von Ihrem Hummer-Monster aufs Rad umgestiegen.

Wenn man Sie an Ihren jüngsten Meinungsvideos über Donald Trump oder Wladimir Putin misst, bedauert man wirklich, dass Sie mangels amerikanischen Geburtsorts nicht US-Präsident werden können, Sie hätten sicher das Zeug dazu.

Der Autor Nigel Andrews hat in seiner durchaus kritischen Schwarzenegger-Biografie geschrieben: "Wenn wir später einmal an Arnold Schwarzenegger denken, werden wir uns glücklich schätzen, in einer Welt zu leben, in der das Unmögliche, das geradezu Undenkbare passieren kann."

In diesem Sinne: Happy Birthday, lieber Arnold!