Bis zuletzt hielt Alejandro Gonzalez Iñárritu die Erwartungen niedrig. "Es ist sehr schwierig, den Oscar zu gewinnen. Es ist wie russisches Roulette oder eine Lotterie", sagte der mexikanische Regisseur vor kurzem im Interview der Zeitung "Excelsior". Schon die neun Nominierungen für seinen Film "Birdman" seien für ihn eine große Ehre.

Allzu bescheiden muss der 51-Jährige sich jetzt nicht mehr geben. In der Oscar-Nacht wurde Iñárritu mit dem Academy Award für die beste Regie ausgezeichnet. Insgesamt vier Preise holte die Satire damit - nicht zuletzt jenen für den besten Film, das beste Originaldrehbuch und für die beste Kamera (Emmanuel Lubezki).

"Birdman" dreht sich um einen abgehalfterten Superhelden-Darsteller, der mit einer Broadway-Produktion seine Karriere wieder ankurbeln will. "Der Film enthält zwar auch Kommentare und Beobachtungen über die Filmindustrie. Vor allem geht es aber um unsere Rolle als Menschen, mit unseren Stärken und Schwächen. Wir sind Kreaturen, gleichermaßen liebenswert und lächerlich", so der Regisseur.

"Birdman": Michael Keaton wird in New York von einem Superhelden-Alter ego verfolgt © AP

Iñárritu begann seine Karriere in den 1980er-Jahren als Radiomoderator. Er schrieb zunächst Filmmusik, ehe er 1995 sein Debüt "Detras del dinero" drehte. Der internationale Durchbruch gelang ihm im Jahr 2000 mit "Amores perros". Gemeinsam mit Drehbuchautor Guillermo Arriaga baute er den Film mit "21 Gramm" und "Babel" zu einer Trilogie über Gewalt, Tod und menschliche Abgründe aus.

Für den letzten Teil gewann Iñárritu bei den Filmfestspielen in Cannes den Regiepreis. Wenig später überwarf er sich mit seinem langjährigen Weggefährten Arriaga. Der Drehbuchautor hatte mehr Anerkennung für seine Arbeit verlangt und gefordert, gleichberechtigt mit dem Regisseur als Urheber der Filme zu gelten. Für "Biutiful" (2010) schrieb Iñárritu das Drehbuch selbst. Sein erster spanischsprachiger Film seit "Amores perros" mit Javier Bardem in der Hauptrolle ging bei der Oscarverleihung 2011 für Mexiko in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film ins Rennen.

Jetzt hat die Academy Iñárritu mit dem begehrten Regiepreis ausgezeichnet. Damit gewannen zwei Jahre in Folge Mexikaner in dieser Kategorie. Im vergangenen Jahr hatte Alfonso Cuaron für sein Weltraum-Drama "Gravity" den Goldjungen in Empfang genommen.