Mit dem Buch „Erfolgreich als Model“ hat die Kölner Journalistin Verena Koll mit Wissenschaftler Irving B. Wolther eine Art Anleitung geschrieben, berühmt zu werden. Input liefern dabei Agenturchefs wie Peyman Amin oder „Germany’s Next Topmodel“ Jana Beller. Wie soll man als Model anfangen?

VERENA KOLL: Indem man sich an eine seriöse Agentur wendet. Wird aber etwa vorab Geld fällig, sollten die Alarmglocken schrillen. Denn seriöse Agenturen verlangen nichts. Für Bewerbungsfotos gilt: auf Bikini-Posen verzichten, sparsam mit Make-up umgehen und Tattoos und Piercings ruhig zeigen.

Wer soll es versuchen?

KOLL: Das klassische Model, das immer gesucht wird, gibt es nicht. Gefragt sind Typen. Wichtig ist, dass man es sich zutraut. Das heißt, man muss sich einerseits in seiner Haut wohl fühlen, andererseits muss man sich zeigen und verkaufen können.

Was ist mit Faktoren wie Alter, Größe und Gewicht?

KOLL: Agenturen verlangen grundsätzlich eine Größe von1,76 Meter. Aber es gibt Unterschiede. Für den Laufsteg werden extrem schlanke  und junge Models gesucht. Aber im Werbebereich kann man auch als älteres Model erfolgreich sein. Der Markt hat sich geändert.

Das klingt interessant.

KOLL: Es geht um einen neuen Realismus. Kundenschichten werden älter. Niemand nimmt einern 20-Jährigen eine Werbung für eine Anti-Falten-Creme ab. Agenturchef Peyman Amin spricht von authentischen „Best Agern“, von Models, die bis zu 70 Jahre alt seinn können.

Worauf kommt es denn im Model-Leben an?

KOLL: Auf Flexibilität. Man weiß oft nicht, wo man am nächsten Tag gebucht wird. Natürlich sollte man auf die Fitness und die richtige Ernährung achten. Und das Thema Netzwerk spielt eine Rolle. Größere Städte bieten sicherlich größere Chancen.

Glamouröse Partys, Luxushotels, spektakuläre Shootings, satte Tagesgagen – sieht so wirklich der Model-Alltag aus?

KOLL: Das trifft kaum zu. In der Regel ist es nicht so aufregend. Da ist das Quartier kein Luxusapartment, sondern eine WG, die man sich mit zehn anderen teilt. Casting- Shows wie „Germany’s Next Topmodel“ etwa werden nach Rollen besetzt, da gibt es die Zicke, die Heulsuse, die Streberin und so weiter. Das ist mehr eine Soap.

Und die Gage?

KOLL: Bei Laufsteg-Jobs liegt die Top-Gage für Anfänger zwischen 1500 bis 3000 Euro pro Tag. 20 Prozent fließen an die Agentur.

Und was, wenn es nicht klappt?

KOLL: Alle meine Gesprächspartner raten dazu, zumindest parallel die Schule, die Ausbildung oder das Studium abzuschließen. Seriöse Agenturen ermöglichen das auch. Man weiß nie, wie lange man den Job ausüben kann. Deswegen ist ein zweites Standbein wichtig.

INTERVIEW: PHILIPP LACKNER