Die Monate Mai und Juni seien die Schlimmsten, erzählt eine Volksschuldirektorin. „Die Eltern setzen einen unter Druck, drohen mit angeblichen Verfehlungen, die sich Kollegen oder Kolleginnen geleistet hätten, nur damit das Kind keine schlechtere Beurteilung als ‘Gut’ im Zeugnis stehen hat.“

Was hier klingt wie im Film ist in Wahrheit täglich Brot in den Volksschulen des Landes. Denn nach der vierten Klasse steht der große Wechsel an eine weiterführende Schule an. Viele Eltern wollen ihre Kinder dann nicht an einer Mittelschule sehen. Der schlechte Ruf ebendieser hält sich hartnäckig in ganz Österreich. Sie sei mit geringerem Niveau verbunden, an den Gymnasien gehe der bessere Teil der Gesellschaft zur Schule – und wer will schon, dass das eigene Kind nicht dorthin gehört.

Der ursprüngliche Traum einer gemeinsamen Unterstufe für alle zehn bis 14-Jährigen, auf den auch die Reform der Pädagogenausbildung Neu mit dem Lehramt Sekundarstufe Allgemeinbildung vor gut zehn Jahren aufbaute, scheint ausgeträumt. Die Bundespolitik wehrt sich gegen eine „Unterstufe für alle“ – langjährige europäische Bildungsforschung wird ignoriert. Individuelle Talente, Potenziale und Begabungen würden so nicht gefördert werden können.