Die ehemalige „Jägerwirtin“ Gerlinde Mayer ist am 25. Dezember nach einem erfüllten Leben im 95. Lebensjahr verstorben. Mit ihr verliert Feistritz/Drau eine Persönlichkeit, die weit mehr als eine Gastgeberin war – ihr Gasthaus war ein Mittelpunkt für viele Generationen.
Geboren in Wolfsberg, zog es die Familie in der Zeit der Wirtschaftskrise zurück ins Drautal. Der Großvater betrieb dort ein Sägewerk und kaufte für seine Frau ein Gasthaus. Als junge Frau übernahm Mayer den „Jägerwirt“ und baute es gemeinsam mit ihrem Mann Kurt mit Fleiß und wirtschaftlichem Geschick auf.
Vom Wild bis zum Radieschenbrot – Jeder bekam das, was er wollte
Bis 1991 war sie eine erfolgreiche und überaus geschätzte Gastwirtin. Käsnudeln, Wildgerichte und bodenständige Hausmannskost machten den „Jägerwirt“ über die Grenzen des Drautals hinaus bekannt. Aber auch im Ort etablierte sie einen Treffpunkt für alle. „Die Fußballvereine trafen sich nach dem Training bei ihr, bekamen Leberwurstbrote oder Radieschenbrote – jeder erhielt genau das, was er wollte“, blickt Tochter Karina Hopfgartner zurück.
Auch das gesellschaftliche Leben lag ihr am Herzen. Als der Feistritzer Fasching gegründet wurde, war ihr Mann als „Wirtschaftsminister“ eine treibende Kraft, und Mayer stand bis 1991 selbst hinter der Theke der Faschingsbar, neben dem regulären Gasthausgeschäft. 1991 traf sie ein schwerer Schicksalsschlag: Ihr geliebter Mann Kurt verstarb auf der Gerlitzen. Sie zog sich aus dem Gasthaus zurück und widmete sich fortan ihren Enkelkindern und ihrem Garten. Sie blieb jedoch eine aufmerksame Beobachterin des Lebens, ging gerne ins Theater, reiste in über 30 Länder und war weiterhin fest im gesellschaftlichen Leben verankert.
Bürgermeister Manuel Müller beschreibt sie als „eine prägende Persönlichkeit.“ Und weiter: „Sie war eine sehr bekannte Geschäftsfrau mit einem starken Netzwerk, eine Frau, die sich selbst nie geschont und viel aus eigener Kraft aufgebaut hat.“
Ihr größtes Glück war ihre große Familie
Die Familie war für die leidenschaftliche Gärtnerin das Wichtigste. Vier Kinder, zehn Enkelkinder und acht Urenkel – das jüngste durfte sie im Frühsommer noch bewusst kennenlernen. „Sie hielt alle zusammen, war der ruhende Pol, an dem sich Generationen orientierten. Ihre Familienfeiern waren bis ins hohe Alter legendär“, erinnert sich ihre Tochter. „In den letzten fünf Jahren benötigte sie Pflege, hatte dabei großes Glück mit ihren Pflegerinnen. Am Ende durfte sie erlöst einschlafen.“
Die Möglichkeit zur persönlichen Verabschiedung besteht am Mittwoch, den 31. Dezember von 9 bis 11 Uhr. Um 11 Uhr beginnt die Trauerfeier in der katholischen Kirche Feistritz/ Drau.