Zum Welt-Down-Syndrom-Tag am heutigen 21. März tragen Menschen weltweit zwei unterschiedliche Socken – als Zeichen für Vielfalt und Individualität. Auch der Villacher Matthias Kleinfercher feiert diesen Tag, doch für ihn ist er nur eine von vielen Gelegenheiten, das Leben in vollen Zügen zu genießen. „Ich bin mit allem sehr zufrieden“, freut er sich über die Entwicklungen der vergangenen Jahre.

Er hat seinen Traumberuf bereits gefunden

Mit 27 Jahren hat der Villacher vieles erreicht, auf das er mit Stolz blicken kann. In der „Autarkerie“ in der Bahnhofstraße, wo er seit Mai 2024 arbeitet, bestellt er selbstbewusst einen Café Latte bei einem Kollegen. Der Keks zum Kaffee verschwindet schnell in seinem Mund, während er seine Mutter Helga mit einem verschmitzten Blick auch um ihren Keks bittet. Wenn er sich unbeobachtet fühlt, huscht ein Lächeln über sein Gesicht – eines, das Zufriedenheit und Glück ausstrahlt.

Seine schulische Karriere war klassisch. Nach dem Kindergarten besuchte er die Volksschule, Hauptschule und zuletzt die Friedensschule in Villach. „Ausgeschlossen habe ich mich nie gefühlt. Es gab auch keine Anfeindungen“, erklärt Kleinfercher. Seine Mutter versuchte stets sein Selbstvertrauen zu stärken, um bei zukünftigen Herausforderungen gewappnet zu sein. Nach der Schulausbildung folgten mehrere Stationen, wo er auf das Berufsleben intensiv vorbereitet wurde. „Im Teenageralter entsteht ein Vakuum, weil die Entwicklungsschere weit auseinandergeht. Es war eine Herausforderung, dieses Vakuum zu füllen“, erklärt die Mutter von Matthias. Mit Sport, Tanz und Theater wurde das Vakuum sinnvoll gefüllt.

Glücklich ist der junge Mann mit Down Syndrom vor allem darüber, dass er heute ein selbstbestimmtes Leben führen kann. Viele Menschen – Familie, Freunde und engagierte Helferinnen und Helfer haben ihn auf diesem Weg begleitet. Seit knapp einem Jahr ist er fest angestellter Mitarbeiter in der „Autarkerie“ und das mit allen Rechten und Pflichten. Dort brüht er Kaffee, bedient Gäste und berät Kunden im Hofladen des Cafés. Die Arbeit im Gastgewerbe macht ihm Spaß, auch wenn er zuvor bereits in andere Berufe hineingeschnuppert hat zum Beispiel als Gärtner oder Tischler. Doch die Gastronomie ist seine Welt.

Ein eigenes WG-Zimmer und viele Hobbys hat der Angestellte

Auch privat geht Kleinfercher seinen Weg. Seit Juni vergangenen Jahres lebt er im Wohnverbund des AVS im Wohnviertel „Max Palais“. In seiner Wohngemeinschaft im teilbetreuten Wohnen genießt er seine Unabhängigkeit. „Wir sind unglaublich stolz auf ihn“, sagt seine Mutter Helga Kleinfercher. Als er sich damals auf die Stelle in der „Autarkerie“ bewarb, war sie fast aufgeregter als er. „Als Mutter eines Kindes mit speziellen Bedürfnissen ist es noch einmal schwieriger, loszulassen. Aber wir sollten unseren Kindern mehr zutrauen.“ Matthias hat Herausforderungen nie gescheut. Er ist ein ehrgeiziger junger Mann – ein Fan des Boxsports, musikalisch talentiert und sportlich aktiv. Fußball, Boxen, Tanz, Theaterproben – sein Terminkalender ist gut gefüllt. Zudem fährt er leidenschaftlich gerne Ski, spielt Schlagzeug und Keyboard und unternimmt gerne Ausflüge. „Ich bin mit meiner Mama den Drauradweg von Sillian heruntergefahren, wir haben im Zelt übernachtet. Das war schön“, erinnert er sich begeistert.

Die erste große Liebe beflügelt ihn

Auch für die Zukunft hat er klare Wünsche: weiterhin viel Zeit mit Familie und Freunden verbringen, berufliche Sicherheit – und eines Tages heiraten. Seine Freundin Verena, die kürzlich eine Goldmedaille bei den Special Olympics in Turin gewann, kann er sich gut als Partnerin fürs Leben vorstellen.

Seine nächste Herausforderung? Das Einstudieren des Liedes „Amol seg ma uns wieder“, das er bei der Verabschiedung seines Uropas spielen wird. Wenn der Villacher von den Menschen spricht, die ihm wichtig sind, leuchten seine Augen. Seine Familie gibt ihm Halt – und gleichzeitig den Raum, seinen eigenen Weg zu gehen. „Er weiß, dass er nie allein sein wird“, sagt seine Mutter. Ihr Stolz spiegelt sich in seinem strahlenden Lächeln wider. Es war ein langer, steiniger Weg bis dorthin.