Mietkosten inklusive Betriebskosten von maximal 350 Euro pro Monat - klingt in Zeiten wie diesen zwar unglaubwürdig, soll aber in den nächsten zwei Jahren in Friesach realisiert werden. In der Hubert-Hauser-Straße  sollen fünf neue Wohneinheiten im Reconstruction-Verfahren  gebaut werden. Reconstruction-Verfahren bedeutet, dass sanierungsbedürftige Gebäude durch klimagerechte und barrierefreie Neubauten ersetzt werden. "Die Vorfreude, dieses Pilotprojekt in Friesach zu starten, ist natürlich enorm. Immerhin wurden die Gebäude, die erneuert werden, in den 1940er Jahren gebaut. Neubauwohnungen so kostengünstig anzubieten, ist natürlich ein Gewinn für die Stadt. Somit bleiben manche Mieterinnen und Mieter länger der Stadtgemeinde erhalten", erklärte Bürgermeister Josef Kronlechner (SPÖ) bei einer Pressekonferenz am Mittwoch.

Die Wohnhäuser sollen in Zusammenarbeit mit dem Land Kärnten und dem Landeswohnbau Kärnten (LWBK) gebaut werden. "Leistbares Wohnen ist für mich ein menschliches Grundrecht und Grundbedürfnis. 350-Euro-Wohnen ist mein Herzens- und Wunschprojekt" erklärte Landeshauptmann-Stellvertreterin und Wohnbaureferentin Gaby Schaunig.  350 Euro sollen durch eine klimafreundliche und auch nachhaltige Bauweise nicht überschritten werden. Mieterinnen und Mieter verzichten zum Beispiel auf Keller- und Tiefgaragenplätze. Betriebskosten werden  eingespart, weil für zwei Baukörper nur ein Lift, ein Stiegenhaus, eine Heizzentrale und eine Technikzentrale benötigt werden. Gegenüberliegende Fenster dienen zum Be- und Entlüften, mobile Garderoben können die Bewohner individuell zur Raumgestaltung nutzen.

Visualisierung des Projekts
Visualisierung des Projekts
© KK/LBWK

Insgesamt werden 16 Dreizimmerwohnungen mit 58 Quadratmetern und acht Zweizimmerwohnungen mit 40 Quadratmetern gebaut. "Bei den Zweizimmerwohnungen werden die Kosten natürlich niedriger sein. Wir werden alles durchrechnen und versuchen, den Betrag von 300 Euro nicht zu überschreiten. Das Ziel sind maximale Kosten im Bereich der 200 Euro-Grenze ", erklärt Harald Repar, kaufmännischer Geschäftsführer des LWBK.

Die Gesamtbaukosten belaufen sich voraussichtlich auf maximal 2,7 Millionen Euro, während der Förderungskredit über die Wohnbauförderung des Landes Kärnten auf 80 Prozent der Gesamtbaukosten deckt.

Man hofft auf einen Baustart im Herbst und auf eine Übergabe 2025. "Jetzt starten wir mit einer Ausschreibung. Man bedenkt auch hier, dass die Mieter eineinhalb Jahre lang eine Baustelle vor der Tür haben, bis die neuen Wohnungen fertig sind",  sagt Wolfgang Ruschitzka, Technischer Geschäftsführer des LWBK.  Mit den Mieterinnen und Mietern der Hubert-Hauser-Straße  haben schon erste Gespräche stattgefunden, sie haben die Vorrecht auf die neuen Wohnungen. "Aber auch die externe Nachfrage ist groß. Singles oder ältere Menschen sind sehr interessiert. Wir haben hier die Qual der Wahl beim Vergeben", betont Bürgermeister Kronlechner.

Bürgermeister Kronlechner, Landeshauptfrau Gaby Schaunig, Wolfgang Ruschitzka und Harald Repar vom LWBK
Bürgermeister Kronlechner, Landeshauptmann-Stellvertreterin Gaby Schaunig, Wolfgang Ruschitzka und Harald Repar vom LWBK
© LWBK/ GERD EGGENBERGER

Dass sich maximal 350 Euro für eine Wohnung inklusive Betriebskosten nicht rentieren, ist der Landeshauptmann-Stellvertreterin klar. "Durch die Gemeinnützige Bauvereinigungen muss jeder Euro, der durch Wohnungen eingenommen wird, auch wieder in den Wohnbau gesteckt werden, daher arbeiten wir bei diesen Wohnungen nicht gewinnorientiert. Vom  Land sind auch schon weitere Projekte des Reconstruction-Verfahrens geplant, wie etwa in St. Veit oder in Waidmannsdorf in Klagenfurt. Verhandlungen laufen. Die Erfahrungen vom Pilotprojekt in Friesach nehmen wir natürlich mit", betont Schaunig.